Ankara/Pristhina. Bei der Bekämpfung der inneren Opposition geht die türkische Regierung unter Präsident Erdogan jetzt neue Wege – nun hat sie erstmals Anhänger der oppositionellen Gülen-Bewegung auch im Ausland – im Kosovo – ergreifen lassen. Bei einer Kommandoaktion des türkischen Geheimdienstes MIT griffen sich türkische Agenten sechs Mitglieder der Gülen-Bewegung.
Der Fall ist brisant: Ankara ist wegen der – aus türkischer Sicht – mangelnden Kooperationsbereitschaft der Europäer offenbar entschlossen, europäische Regierungen zu umgehen und notfalls auch inoffizielle Wege einzuschlagen.
Wie Medien berichten, war ein offizieller Auslieferungsantrag der Türkei für die sechs Gülen-Anhänger von der Staatsanwaltschaft im Kosovo abgewiesen worden. Präsident Erdogan sieht dennoch keinen Grund, die Geheimdienstaktion geheimzuhalten. Er feiert die Festnahme der mutmaßlichen Gülen-Anhänger vielmehr als Erfolg. Gleichzeitig attackierte Erdogan den kosovarischen Präsidenten Ramush Haradinaj mit scharfen Worten, weil dieser als Reaktion auf die MIT-Aktion seinen Innenminister und den Geheimdienstchef entlassen hatte.
Die MIT-Aktion im Kosovo fand nur wenige Tage nach dem Treffen Erdogans mit den Spitzen der EU im bulgarischen Varna statt, bei dem über einen Neuanfang der türkisch-europäischen Beziehungen gesprochen wurde.
Seit dem Putschversuch vom Juli 2016 macht Erdogan die Gülen-Bewegung dafür verantwortlich. Tausende Gülen-Anhänger und andere Erdogan-Gegner sind seit dem Putsch ins Ausland geflohen. (mü)