Wien. In Österreich sorgt ein offenbar schwunghafter Handel mit gefälschten Sprachzertifikaten zur Erschleichung von Aufenthaltstiteln für Empörung. Doch jetzt ist Schluß: in jahrelanger Arbeit gelang es Ermittlern, einen regelrechten Mafiaring zu sprengen. Die Täter verschafften Tausenden Ausländern falsche Sprach-Zertifikate – und kassierten dafür Millionensummen.
Eine erste Spur führte zu einer Tätergruppe nach Wien-Ottakring. Die Männer betrieben ein lizenziertes Sprachinstitut, das massenweise Sprachdiplome ausstellte. Diese gelten seit einigen Jahren als Voraussetzung für eine Aufenthaltsgenehmigung in Österreich.
Unter den jetzt aufgeflogenen dringend Tatverdächtigen befinden sich auch ein Rechtsanwalt und seine Frau. Auch in Graz wurde parallel ermittelt. Hier konnte den Verdächtigen neben den getürkten Diplomen noch eine ganze Reihe weiterer Verbrechen nachgewiesen werden.
Die „Sprachdiplom-Mafia“ zeigt alle Merkmale der organisierten Kriminalität: 25 Haupttäter – unter ihnen ganze zwei „Österreicher“ (ob eingebürgert oder „echt“, wurde nicht bekannt) – agierten in zehn Tätergruppen, darunter ganze Sprachinstitute. Stattliche 80 Komplizen halfen mit, verschickten die Fälschungen nach Facebook-Kontakt teils mit der Post aus Bosnien – und strichen dafür einen Betrag zwischen 100 und 2700 Euro ein.
Mit den Diplomen wollten sich Tausende Ausländer eine österreichische Aufenthaltsgenehmigung erschleichen. Der letzte Zugriff der Polizei erfolgte am 9. März in Klosterneuburg. Allein dieser Gruppe konnten 600 Fälle nachgewiesen werden. Insgesamt stehen mehr als 8000 Anzeigen wegen gefälschter Diplome im Raum. (mü)
Was haben „Sprach-Zertifikate“ überhaupt für einen Sinn? Ob ein Ausländer in Österreich über solide Kenntnisse der deutschen Sprache verfügt, die einen Aufenthaltstitel rechtfertigen, wird die alltägliche Praxis schon zeigen!
Wer so blöd ist, und Betrügern das Handwerk erleichtert, den darf man nicht bedauern!