Wien. Offenbar zahlt sich Österreichs demonstrative Neutralität in der Affäre um den Giftanschlag auf den russischen Doppelagenten Skripal aus. In Moskau kann man sich dem Vernehmen nach eine Vermittlerrolle Österreichs vorstellen. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow antwortete am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Moskau auf eine entsprechende Frage, Rußland brauche „jede Stimme, die London helfen kann, zur Vernunft zu kommen“.
Die österreichische Außenministerin Kneissl betonte allerdings, daß es bislang keine entsprechende Anfrage gebe.
Nach dem Giftanschlag auf den Doppelagenten Sergej Skripal und seine Tochter in Großbritannien hatten zahlreiche Länder russische Diplomaten ausgewiesen. Österreich hatte sich dabei demonstrativ zurückgehalten. Doch nun gibt es in Diplomatenkreisen Anzeichen dafür, daß Rußland Wien gerne als Vermittler im Konflikt mit dem Westen hätte. Ministerin Kneissl meinte dazu, man sei gerne bereit, „wenn wir gefragt werden“.
Am Mittwochabend hatte die Außenministerin in der „ZiB 2“ auf die österreichische Praxis verwiesen, „Gesprächskanäle und Kommunikation offen zu halten“. Dies sei umso wichtiger, da Wien Sitz wichtiger UNO- und sonstiger internationaler Vertretungen sei, etwa der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa). Nur wenn eine schlüssige Beweiskette ergebe, daß der Anschlag in irgendeiner Form in Rußland in Auftrag gegeben worden sei, könnte eine multilaterale Aktion gesetzt werden. (mü)