Bukarest. Westliche Schwulen-Lobbyisten sind entsetzt – in Rumänien könnte das seit mehr als einem Jahr geplante Referendum zur Beschränkung der verfassungsrechtlichen Definition der „Familie” nun doch noch angesetzt werden – und zwar umgehend. Wie der sozialdemokratische Vizepremierminister Paul Stanescu nach einem Vorstandstreffen der Regierungspartei bekanntgab, könnte das Referendum im Mai stattfinden.
Gegenwärtig definiert die rumänische Verfassung die Ehe nicht als ausschließliche Verbindung von Mann und Frau, sondern als Bund zwischen Eheleuten; gleichgeschlechtlichen Partnern wird die Ehe allerdings durch ein Gesetz verboten. Um dieses Ehevebot auch in der Verfassung zu verankern, sammelte eine Bürgerbewegung namens „Koalition für die Familie”, in der sich rund zwei Dutzend Verbänden und Initiativen zusammengeschlossen haben, 2016 mehr als drei Millionen Unterschriften. Tatkräftig unterstützt wurde sie dabei von der Rumänisch-Orthodoxen Kirche.
Senatspräsident Calin Popescu Tariceanu stellte nun seinerseits klar, daß die Regierungskoalition diese drei Millionen Unterschriften „nicht ignorieren” könne. Der Chef der regierenden Sozialdemokraten, Liviu Dragnea, brachte indes ein Trostpflaster für die LGBT-Community zur Sprache: man dürfe nicht so tun, als gäbe es keine sexuellen Minderheiten, sondern versuchen, Gesetzesregelungen für deren „Lage” zu finden. Er werde deshalb eine Debatte zum Thema eingetragener Partnerschaften anstoßen. Bei der einflußreichen Rumänisch-Orthodoxen Kirche eckte jedoch auch dieser Vorschlag an. Ein Sprecher des Patriarchats teilte prompt mit, daß sich die Rumänisch-Orthodoxe Kirche auch gegen eingetragene Partnerschaften ausspricht, weil diese die „wilde Ehe legalisieren” würden. (mü)