Veszprém. Ungarn und Polen wollen nicht nur politisch, sondern auch in Infrastrukturfragen enger zusammenarbeiten. Das erklärten die Präsidenten János Áder (Ungarn) und Andrzej Duda (Polen) jetzt in Veszprém (Westungarn). Auf einer Pressekonferenz nach dem Treffen erklärte Áder, daß regionale Infrastrukturprojekte, Verkehrskorridore, Energiesicherheit und die „Drei-Meere-Initiative“ ganz oben auf der Tagesordnung standen.
Áder erklärte weiter, daß die beiden Länder beim Aufbau von zwei großen Transportkorridoren zwischen Polen und Südeuropa beteiligt sind. In den kommenden Jahren wird Ungarn zu dem ehrgeizigen Projekt beitragen, indem es Straßen zwischen Mosonmagyaróvár und Rajka, zwischen Miskolc und der slowakischen Grenze sowie zwischen Debrecen und der rumänischen Grenze baut.
Mit Blick auf das Thema Energiesicherheit begrüßte Áder den Bau eines Flüssiggas-Terminals in Nordpolen als Schritt zur Diversifizierung der Öl- und Gasimporte, ein gemeinsames Bestreben aller europäischen Nationen. Er fügte hinzu, daß ein ähnlicher Schritt noch von Kroatien unternommen werden müsse. Bezüglich der Drei-Meere-Initiative sagte Áder, daß die Bedürfnisse der teilnehmenden 13 Nationen und ein gemeinsamer Fonds zur Finanzierung der Projekte abgebildet werden müßten.
Beobachter registrieren, daß die ungarische Position Probleme mit sich bringen könnte – der von Polen forcierte Flüssiggas-Import geht vor allem auf amerikanische Initiative zurück und ist der Versuch, das deutsch-russische Pipelineprojekt „Nord Stream 2“ zu torpedieren. Ähnlich verhält es sich mit der „Drei Meere-Initiative“, bei der er sich um den polnischen Versuch handelt, sich als Regionalmacht im Areal zwischen Ostsee, Mittelmeer und Schwarzem Meer zu etablieren – zu Lasten des russischen, aber auch deutschen Einflusses. Auch bei der „Drei-Meere-Initiative“ weiß Warschau Washington im Rücken. (mü)