Kopenhagen. Der dänische Ministerpräsident hat den sogenannten Ghetto-Plan verteidigt, mit dem die dänische Regierung künftig gegen Parallelgesellschaften vorgehen will. Der FAZ gegenüber erklärte Rasmussen jetzt, es gebe „noch immer zu viele, die unsere Werte nicht teilen und nicht teilhaben an unserer Gesellschaft“. „Das ist eine Gefahr, vor allem, wenn diese Menschen sich in bestimmten Stadtteilen oder Gemeinden konzentrieren.“
Rasmussen hatte bereits international für Gesprächsstoff gesorgt, als er Anfang März den „Ghetto-Plan“ vorgestellt hatte. Als Ghettos definiert die Regierung in Kopenhagen Problemviertel, die mehrere Kriterien erfüllen: hohe Arbeitslosigkeit, hohe Kriminalitätsrate oder ein hoher Anteil von Bewohnern mit „nicht-westlichem Hintergrund“.
Der Plan sieht 22 Punkte vor. So sollen in „Ghettos“ Straftaten künftig weit härter bestraft werden können als in anderen Regionen. Kinder, die in den Problemvierteln aufwachsen, sollen verpflichtend mindestens ein Jahr lang die Tagesbetreuung besuchen.
Rasmussen sagte der FAZ auch, sein Land habe sich innerhalb einer Generation gewandelt. Der Anteil von Bürgern aus nichtwestlichen Herkunftsländern in Dänemark sei von einem Prozent im Jahr 1980 auf 8,5 Prozent angestiegen. „Nun müssen wir realisieren, daß Menschen hier in zweiter oder dritter Generation leben und nicht integriert sind.“
Rasmussen gestand ein, daß der Plan in gewisser Weise auch „diskriminierende“ Elemente habe. „Wenn ich von Diskriminierung rede, geht es mir darum, daß Eltern in Problemvierteln künftig dazu gezwungen werden, ihre Kinder in den Kindergarten zu geben. Ich würde nie fordern, daß alle Dänen das tun müssen“, sagte er. Aber es gebe „nun mal diese Viertel, in denen die Leute kein Dänisch sprechen, eine große Mehrheit der Frauen arbeitslos sind und wo uns die Statistik zeigt, daß Kinder aus diesen Vierteln zu Beginn ihrer Schulzeit die Sprachfähigkeiten fehlen, um gute Leistungen zu bringen“. (mü)