London. Nachdem sich Großbritannien im Fall des vergifteten russischen Ex-Spions Skripal auf Rußland eingeschossen hat – obwohl es für eine russische Verstrickung in den Fall keinerlei Beweis gibt –, dreht London weiter an der Eskalationsschraube. Jetzt sollen Tausende britischer Soldaten vorsorglich gegen Anthrax geimpft werden.
Der Milzbrand-Erreger gilt als potentielle Biowaffe. Außerdem wird ein hochmodernes Zentrum zur Verteidigung gegen Chemiewaffen geplant.
Verteidigungsminister Williamson stimmt in diesem Zusammenhang kräftige antirussische Töne an und erklärte: „Wenn wir an der Bedrohung für unsere Bevölkerung durch Rußland zweifeln, dann müssen wir nur auf das schockierende Beispiel der rücksichtslosen Attacke in Salisbury schauen.“
Das Zentrum zur Verteidigung gegen Chemiewaffen soll auf dem Forschungsgelände Porton Down in der südenglischen Grafschaft Wiltshire entstehen. Dafür werden 48 Millionen Pfund (etwa 54 Millionen Euro) bereitgestellt. Auf dem Areal soll auch militärisch geforscht werden.
Das Nervengift Nowitschok, das beim Anschlag auf Skripal verwendet wurde, soll der britischen Regierung zufolge ab den 70er-Jahren in der Sowjetunion entwickelt und bis in die 90er-Jahre von Rußland erforscht worden sein. Der Kreml bestreitet jedoch die Herstellung der Kampfstoffe. „Es gab weder in der Sowjetunion noch in Rußland Programme zur Entwicklung chemischer Kampfstoffe mit dem Namen Nowitschok“, sagte der russische Vizepremier Sergej Riabkow am Donnerstag. Auch sei die Ermordung von Agenten im Ausland heute tabu. (mü)