Wiesbaden. Immer wieder haben sich islamistische Attentäter in Gefängnissen radikalisiert. Erstmals hat die Kriminologische Zentralstelle mit Sitz in Wiesbaden eine Studie zu diesem Phänomen erstellt. Das Ergebnis der Forschungs- und Dokumentationsstelle des Bundes und der Länder: Drei Viertel aller deutschen Jugendstrafvollzugsanstalten müssen extremistische Tendenzen bei Insassen verzeichnen. Bei der Bekämpfung dieses Problems herrscht weitestgehend Ratlosigkeit. Von den 36 angeschriebenen deutschen Jugendgefängnissen haben 32 geantwortet. Gerade einmal jedes zweite Gefängnis hat Präventionsangebote wie Ausstiegshilfe oder Anti-Aggressionstraining.
Dabei gab es sogar konkrete Hinweise, etwa der Sicherheitsbehörden, auf die Gefährlichkeit einzelner Insassen. Sieben Gefängnissen wiesen Insassen auf, denen vorgeworfen wurde, eine schwere staatsgefährdende Gewalttat vorzubereiten und Teil einer terroristischen Vereinigung zu sein. Über die Hälfte der Justizvollzugsanstalten bestätigte, selbst entsprechende Verhaltensauffälligkeiten beobachtet zu haben, was von extremistischen Äußerungen bis hin zur offenen Missionierung reicht.
Dies wird wohl auch in Zukunft so weitergehen. „Der Justizvollzug steht aktuell vor der Herausforderung, mit zunehmend mehr als islamistisch radikalisiert eingestuften Personen umgehen zu müssen, die aus dem Gebiet des so genannten ‚Islamischen Staates‘ zurückkehren oder sonst im Zusammenhang mit islamistisch motivierten Straftaten verurteilt wurden“, urteilte die Kriminologische Zentralstelle. (tw)