London. Vor dem Hintergrund jüngster Waffenerfolge und einschlägiger Siegesmeldungen der syrischen Regierung ist im Westen der Eindruck entstanden, die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS), die noch 2014 große Gebiete des Landes unter ihrer Kontrolle hatte, sei besiegt. Dieser Einschätzung widersprach jetzt der Anti-Terror-Beauftragte der OSZE, der Österreicher Peter Neumann. Er vertrat jetzt in der „Bild“-Zeitung die Auffassung, der IS sei keineswegs besiegt, auch wenn er eine schwere Niederlage erlitten habe: „Der Aufbau des sogenannten Kalifats ist fehlgeschlagen.”
Neumann, der derzeit am King’s College in London die Ursachen von Radikalisierung und Terrorismus erforscht, sagte weiter, der IS habe sich derzeit aus vielen besetzten Gebieten zurückgezogen, „so wie sie das vor zehn Jahren schon einmal gemacht haben”: „Mitte der 2000er war der IS bereits sehr aktiv und bereitete sich aus. Dann wurde er besiegt und trat erst 2013 wieder in Erscheinung.”
Genau darüber sprächen die Anführer des IS auch jetzt: „Sie sprechen von einer Phase, in der der IS stark geschwächt ist, sich deshalb zurückzieht und darauf wartet, daß alle glauben, die Gefahr sei vorbei. Und dann kommen sie zurück.” Auf dem Höhepunkt des „Kalifats” habe der IS 30.000 bis 40.000 Kämpfer gehabt. „Die Amerikaner schätzen, daß davon jetzt noch 3000 übrig sind.” Diese Leute seien der „harte Kern” der Terrormiliz, erklärt der Experte: „Was jetzt übrig ist, ist eine Gruppe, die zum Teil aus Leuten besteht, die schon zu ISIS gehörten, bevor 2014 das große Kalifat ausgerufen wurde.” (mü)
Der IS kann nie besiegt werden, solange ihn die Amerikaner unterstützen.