Wien. Es nützte den österreichischen Freiheitlichen nichts, daß sie den traditionsreichen Wiener Akademikerball diesmal im Vorfeld demonstrativ zur „Bühne gegen Antisemitismus“ ausriefen – auch heuer ließen es sich mehrere tausend Linke nicht nehmen, lautstark, vulgär und zum Teil äußerst aggressiv gegen den Ball zu demonstrieren.
Die Polizei war mit 2800 Mann Einsatzkräften auf der Straße und begleitete zeitweise rund 8000 Demonstranten, konnte aber kleinere Zwischenfälle dennoch nicht verhindern. So zündeten Demonstranten auf der Bellariastraße an der Ecke zum Ring trotz des Pyrotechnikverbots Feuerwerksraketen. Besondere Aufmerksamkeit erforderte auch der gewaltbereite „Schwarze Block“ der Antifa.
Vor der Hofburg war die Lage vergleichsweise entspannt: Gegen 19 Uhr traf FPÖ-Chef Strache mit seiner Frau ein. Außerdem wurden unter anderem die Salzburger Parteichefin und FPÖ-Generalsekretärin Marlene Svazek sowie der geschäftsführende Vorsitzende der FPÖ-Nationalratsfraktion, Johann Gudenus, gesichtet. Auch der ehemalige Dritte Nationalratspräsident Martin Graf und der frühere FPÖ-Vizekanzler Herbert Haupt waren unter den Gästen, ebenso Andreas Mölzer.
Erhebliche Auswirkungen hatten die Gegendemonstrationen – insgesamt waren drei Märsche sowie zwei Standkundgebungen angemeldet – auf den Straßenverkehr in der Wiener Innenstadt. Diese war bereits ab 16 Uhr teils gesperrt. Auch bei den öffentlichen Verkehrsmitteln gab es Behinderungen.
Gegen 21.30 Uhr gingen alle Demonstrationen ohne größere Vorfälle zu Ende. Es habe lediglich „einzelne Identitätsfeststellungen“, aber keine Zwischenfälle oder Festnahmen gegeben, erklärte eine Polizeisprecherin. (mü)