Washington. Die US-Regierung will den Atomkrieg führbarer machen. Dieser Schluß läßt sich aus dem aktuellen Nuklearbericht des Pentagon ziehen, der im Februar offiziell vorgestellt werden soll, allerdings schon jetzt an Medien durchsickerte.
Das Dokument kommt zu der Einschätzung, daß vor allem China und Rußland, aber auch der Iran und Nordkorea eine atomare Bedrohung für die USA darstellen. Deshalb sei es erforderlich, über die Entwicklung neuer Waffensysteme nachzudenken. Besonders Nuklearsprengköpfe mit niedriger Sprengkraft seien geeignet, um Staaten wie Rußland davon abzuhalten, im Konfliktfall zuerst die Atombombe einzusetzen.
Auch vom US-Atomteststopp rückt das Pentagon nun ab: man werde keine Atomwaffen testen, aber nur, solange dies nicht für die Sicherheit und Effizienz des Nukleararsenals erforderlich sei, ist in dem aktuellen Entwurf zu lesen.
Ausdrücklich beklagt der Bericht auch, daß unter Trumps Vorgängern das Budget für die Weiterentwicklung und Instandhaltung der US-Atomwaffen reduziert wurde, weshalb jetzt wesentlich mehr Geld für Forschungslabors, Uranreicherungsanlagen und -fabriken gefordert wird. Eine Verdopplung des US-Nuklearetats, der derzeitig drei Prozent des US-Verteidigungsetats beträgt, sei erforderlich. Ein Gutteil des Geldes solle in die Modernisierung bestehender Systeme fließen. So sollen Raketen, die von U-Booten aus abgefeuert werden können, schwächere Sprengköpfe erhalten. Ein neuentwickelter seegestützter Marschflugkörper soll die Abhängigkeit von Gastgeberstaaten reduzieren.
Auch die B61-Fliegerbomben, die seit 1968 auch in Europa einsatzbereit sind (und unter anderem in Deutschland lagern), sollen ein Update bekommen.
Alles in allem setzt der Bericht verstärkt auf Konfrontation. Das zeigt sich unter anderem an Kleinigkeiten wie der Tatsache, daß der vom früheren Präsidenten Bush erfundene Begriff „Schurkenstaaten“ („rogue states“) jetzt wieder Verwendung findet. In dem Bericht wird davor gewarnt, daß Atomwaffen in den Händen solcher Länder das Risiko erhöhen würden, daß diese an Terroristen weitergegeben werden. (mü)