London. Die russische Bedrohung an die Wand zu malen, macht sich im aufgeheizten Klima des neuen Kalten Krieges immer gut. Jetzt hat der Chef des Verteidigungsstabs der britischen Streitkräfte und Air Chief Marshal Stuart Peach davor gewarnt, daß die russische Flotte die transatlantischen Tiefseekabel, die Europa und die USA miteinander verbindenden, bedrohen könnte.
In einer Rede im Royal United Services Institute (RUSI) in London erklärte Peach: „Die Risiken für unsere Allianz nehmen weiter zu. Als Antwort auf die Gefahr, die von der Modernisierung der russischen Seekriegsflotte – von den atomgetriebenen sowie konventionellen U-Booten und Überwasserschiffen – ausgeht, müssen Großbritannien und die anderen atlantischen Bündnispartner ihre Aufmerksamkeit vor allem auf diese Missionen und Aufgaben richten, die den Schutz der maritimen Kommunikationslinien zum Ziel haben.“ Ein Abreißen oder eine Vernichtung von Kabeln könnte zu sofortigen verheerenden Ausfällen im internationalen Handel sowie im Internet führen. Klare Konsequenz: die NATO müsse ihre eigenen Seestreitkräfte weiterentwickeln und dürfe nicht hinter Rußland zurückfallen. „Das muß nicht innerhalb von Jahren, sondern innerhalb von Monaten getan werden.“
Daß die NATO, aber auch praktisch alle nationalen Streitkräfte für den Ernstfall über andere, vor allem satellitengestützte Kommunikationssysteme verfügen und von den verwundbaren und abhöranfälligen Tiefseekabeln nicht abhängig sind, erwähnte der britische Stabschef bei alledem nicht. (mü)