Washington. Je näher das Ende der Kämpfe in Syrien rückt, umso unverhohlener lassen amerikanische Stellen durchblicken, daß die USA nicht daran denken, den syrischen Konfliktschauplatz wieder zu verlassen. Dabei ist die Anwesenheit amerikanischer Truppen in Syrien, die dort zudem eine außerordentich undurchsichtige Rolle spielen, bis heute völkerrechtswidrig. Die Regierung in Damaskus akzeptiert sie ebensowenig wie Syriens Schutzmacht Rußland.
Ein kürzlicher Artikel der renommierte „Washington Post“ bestätigt nun jüngste Aussagen von US-Verteidigungsminister Mattis, wonach die USA länger in Syrien bleiben wollen. Der Text, der sich auf nicht näher genannte US-Vertreter beruft, referiert die offizielle Darstellung Washingtons, was die Präsenz amerikanischer Truppen in Syrien angeht, muß aber ebenfalls einräumen: „Die Niederlage des IS in Syrien könnte kurz bevorstehen, damit endet auch die Rechtfertigung der USA, um dort zu bleiben.“
Offiziell wird die fortgesetzte Präsenz von US-Soldaten auf syrischem Terrain von US-Vertretern damit begründet, daß man die von Kurden maßgeblich geführten SDF unterstützen will, um Assad in Genf zu Konzessionen zu zwingen. Allerdings sind die Kurden an den Genfer Gesprächen gar nicht beteiligt.
Die „Washington Post“ führt als Hauptargument gegen den Abzug der US-Truppen ohne Umschweife an, daß mit einem Abzug Assads Herrschaft über das ganze syrische Territorium und sein politisches Überleben vervollständigt würde und damit auch ein Sieg Irans.
Dem Zeitungsartikel zufolge wird – unter Berufung auf „US-Officials“ – in Washington daran gearbeitet, im Nordosten Syriens eine lokale Gegenregierung aufzubauen („apart from Assads government”) – ebenfalls ohne jede Legitimation.
Kreml-Sprecher Peskow wollte den Artikel, der in den internationalen Medien weite Kreise zog, unterdessen nicht kommentieren. Man wisse nichts Genaues über die Quellen und nichts über die Verläßlichkeit der Informationen. (mü)