Warschau/Gnesen. Im rechtsnational regierten Polen steht auch die katholische Kirche der Zuwanderung kritisch gegenüber. Nur vereinzelt sind aus Kirchenkreisen andere Stimmen zu hören, sie bleiben aber nicht ohne Widerspruch. Jetzt hat sich ein polnischer Erzbischof mit seiner Ankündigung in die Nesseln gesetzt, jeden Priester zu suspendieren, der sich an einer Anti-Einwanderungs-Demonstration beteiligt.
Polens Primas, der Gnesener Erzbischof Wojchiech Polak, hatte zuvor in der Wochenzeitung „Tygodnik Powszechny“ beklagt, daß Gebetsveranstaltungen für Asylsuchende immer weniger Gläubige anzögen. Ein Christ könne sich aber vor einem Flüchtling nicht verschließen. Polak wörtlich: „Falls ich höre, daß in Gnesen irgendeine Anti-Flüchtlings-Demonstration stattfindet und daß sich daran meine Priester beteiligen, da sage ich knapp: Jeder, der dorthin geht, wird suspendiert.“
Es gehe ihm nicht um eine „gewöhnliche Öffnung der Grenzen ohne jegliche Kontrolle, aber um kluge, systematische Hilfe, die wir geben könnten und sollten und die für uns keinerlei Bedrohung darstellt“. Er spreche sich jedoch nicht für eine politische Seite aus, sondern wolle lediglich an die Fundamente der kirchlichen Gesellschaftslehre erinnern.
Widerspruch kam hierauf unter anderem vom Chefredakteur des Boulevardblattes „Super Express“, Sławomir Jastrzębowski. Er kommentierte: „Der Primas will leere Kirchen. Und wird sie bekommen. Wessen Kirche soll das sein? Die von Selbstmördern?“
Auch der Publizist und ehemalige Chefredakteur des Fernsehsenders Telewizja Republika, Tomasz Terlikowski, widersprach dem Primas: „Die Drohung mit Suspendierungen gegen Anti-Flüchtlings-Pfarrer kann man schwerlich als dialogorientiert bezeichnen und noch weniger als unpolitisch. Der Primas Polens betreibt Politik.“
Der bekannte katholisch-armenische Priester und Publizist Tadeusz Isakowicz-Zaleski forderte gar: „Was Suspendierungen angeht, dann zuerst Homosexuelle.“ (mü)