Barcelona. In der Frage einer Abspaltung Kataloniens von Spanien ist die öffentliche Meinung längst nicht so einheitlich, wie es das Unabhängigkeits-Referendum suggeriert. In der katalanischen Hauptstadt Barcelona gingen auch am Sonntag wieder Hunderttausende auf die Straße – aber diesmal gegen die Sezession. Die Polizei spricht von 350.000 Kundgebungsteilnehmern.
Zu der Kundgebung hatte ein Kollektiv gegen die Unabhängigkeitsbestrebungen unter dem Motto „Es reicht! Lasst uns zur Vernunft zurückkehren” aufgerufen. Die Teilnehmer des Protestes, die teilweise in spanische Flaggen gehüllt durch die Stadt zogen, sehen sich als Angehörige einer schweigenden Mehrheit. In Sprechchören skandierten die Demonstranten: „Wir sind Spanier, wir sind Katalanen!“
Der treibende Kopf der Abspaltungsbewegung, der katalanische Ministerpräsident Puigdemont, wurde in Sprechchören immer wieder „in den Knast“ gewünscht. Mit ihrer Teilnahme verliehen auch zahlreiche spanische Politiker der Demonstration zusätzliches Gewicht, so etwa die vormalige Kulturministerin und konservative Ministerpräsidentin der Region Madrid. Auch ihre Nachfolgerin Cristina Cifuentes und andere Politiker und ehemalige Minister der konservativen Zentralregierung kamen aus der Hauptstadt ins umkämpfte Barcelona, ebenso der Chef der Liberalen (Ciudadanos), Albert Rivera, und der ehemalige sozialistische EU-Parlamentspräsident Josep Borrell, außerdem Persönlichkeiten wie der spanische Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa oder die Schriftstellerin Nuria Amat. (mü)