Brüssel. Der Anti-Terror-Beauftragte der EU, Gilles de Kerchove, hat seine Warnung vor mehr islamistischem Terror in Europa bekräftigt. Der „Islamische Staat“ (IS), der in Syrien und im Irak immer mehr in Bedrängnis gerate, habe seine Strategie geändert und lege den Akzent mittlerweile auf Anschläge in Europa.
Kerchove erläuterte, daß derzeit noch etwa 2500 Europäer für den IS kämpften. Diese Personen bereiten dem Experten aber weniger Sorgen als die etwa 1500 Personen, die aus dem Kampfgebiet wieder zurückgekehrt sind, sowie weitere Sympathisanten des IS, die bereits in Europa leben.
Wörtlich sagte Kerchove: „Wir hatten 5000 Europäer, die im Irak und in Syrien für den dschihadistischen IS gekämpft haben. Davon sind 1500 Personen zurückgekommen und etwa 1000 Kämpfer gestorben. Von den rund 2500 europäischen Kämpfern, die heute noch im Irak oder in Syrien verblieben sind, werden viele im Kampf sterben oder vom IS getötet werden, weil die Organisation keine Deserteure duldet.“ Andere Kämpfer zögen in andere Krisengebiete wie Somalia und Jemen weiter.
Aber: „Wir stellen fest, daß sich die Strategie des IS verändert hat”, sagte de Kerchove. Die Terrororganisation rufe die Europäer nicht mehr auf, zum Kampf nach Syrien oder in den Irak zu kommen, sondern in ihrem direkten Lebensumfeld anzugreifen. Dabei gingen die Angreifer zunehmend nach einem neuen Muster vor. De Kerchove: „Die Terroristen verfolgen jetzt eher die sogenannte Strategie der 1000 Schritte: Statt komplexer und detailliert geplanter Angriffe wie am 11. September lieber kleinere Attacken mit weniger logistischem Aufwand – aber davon möglichst viele.”
Der Experte forderte in diesem Zusammenhang eine bessere Kooperation mit im Kampfgebiet eingesetzten Militärkräften, um Informationen wie gesammelte Fingerabdrücke für die europäischen Sicherheitsbehörden zu erhalten. Um IS-Rückkehrer identifizieren zu können, sei auch ein Austausch biometrischer Daten innerhalb der EU „unbedingt erforderlich”. (mü)