Brüssel. Trotz militärischer Erfolge gegen den IS im Nahen Osten ist die Terrorgefahr alles andere als überwunden, im Gegenteil. Der Anti-Terror-Koordinator der EU, Gilles de Kerchove, befürchtete in einem Interview jetzt sogar eine mögliche Wiedervereinigung der Terrororganisationen „Islamischer Staat“ (IS) und Al Qaida „Es kann gut sein, daß sich der ‚Islamische Staat‘ und Al Qaida auf mittlere Sicht wieder annähern und möglicherweise sogar gemeinsame Sache machen“, sagte de Kerchove.
Ihm zufolge sind die Ursachen, die in der Vergangenheit zur Spaltung der Terrormilizen geführt hatten, inzwischen nicht mehr so wichtig. De Kerchove: „Der erste Grund war eine persönliche Feindschaft zwischen IS-Führer Abu Bakr al-Baghdadi, der möglicherweise tot ist, und Al-Qaida-Führer Aiman al-Sawahiri. Der Mann ist heute alt und spielt wahrscheinlich nicht mehr eine so starke Rolle.“
Als einen weiteren Grund für die Differenzen bezeichnete de Kerchove das vom IS ausgerufene, inzwischen ab formell von der irakischen Armee wieder aufgelöste Kalifat. Für Al Qaida sei das Kalifat ein langfristiges Ziel, während der IS es dagegen möglichst rasch aufbauen wollte. Auch der Sohn von Osama Bin Laden, der bei Al Quaida immer einflußreicher werde, verfolge vermutlich das Ziel, die beiden Organisationen einander wieder anzunähern. (mü)