Barcelona. Nach dem Anschlag von Barcelona kommen immer mehr Einzelheiten ans Tageslicht. Inzwischen wissen die Ermittler, daß der Anschlag deutlich stärker hätte ausfallen und mehr Opfer fordern sollen – wichtigstes Indiz dafür sind die 120 Gasflaschen, die in einer Unterkunft der Terroristen im Stadtteil Alcanar gehortet wurden. Eine unbeabsichtigte Explosion dort hatte die Pläne der Terroristen durchkreuzt.
Inzwischen sind sich die Ermittler sicher, daß das eigentliche und wichtigste Ziel des Anschlags die weltberühmte „Sagrada Familia“ im Stadtzentrum von Barcelona war. Die von Antoni Gaudí entworfene und bis heute nicht fertiggestellte Basilika gilt als Wahrzeichen Barcelonas. Dort fand auch die Trauerfeier für die Opfer der Terrorfahrt auf der Flaniermeile La Rambla und der Attacke im etwa 100 Kilometer entfernten Cambrils statt: 14 Menschen waren bei beiden Anschlägen ums Leben gekommen, mehr als 100 wurden verletzt.
Jetzt mutmaßen Sicherheitskreise, daß die einkalkulierte Trauerfeier, an der auch das spanische Königspaar, Ministerpräsident Mariano Rajoy, der portugiesische Präsident Marcelo Rebelo de Sousa und zahlreiche weitere Spitzenpolitiker wie der Präsident der Region Katalonien und die Bürgermeisterin von Barcelona teilnahmen, das eigentliche Ziel der Terroristen war. Nach einem Bericht der Tageszeitung „El Espanol“ wollten die Terroristen einen mit Sprengstoff beladenen Lkw in die Kirche steuern, um möglichst viele Menschen zu töten und größtmöglichen Schaden anzurichten. Dabei sollten nach Angaben der Polizei auch die bereitgehaltenen Gasflaschen zum Einsatz kommen.
Wegen der unbeabsichtigten Explosion in Alcanar, bei der vermutlich auch der Imam von Ripoll ums Leben kam, der mittlerweile als Kopf der Terrorzelle gehandelt wird, mußten die Terroristen dann improvisieren und ohne Sprengstoff loslegen. (mü)