Damaskus/Moskau. Im Syrien-Konflikt gibt es weitere Indizien dafür, daß die USA unverändert eine Aufteilung des Staatsgebietes anstreben. Ungeachtet der russischen Waffenhilfe für die syrischen Streitkräfte gehen die Angriffe der USA gegen syrische oder regierungstreue Verbände weiter.
Nun wurde am Dienstag bekannt, daß die sogenannten „Syrischen Demokratischen Kräfte“ (SDS), die ebenfalls von den USA unterstützt werden, mit dem Sturm auf die IS-„Hauptstadt“ Raqqa begonnen haben. Inzwischen habe sie Positionen auf dem rechten Euphrat-Ufer erreicht.
Beobachter gehen nicht davon aus, daß Damaskus diese Gebiete irgendwann wieder unter seine Kontrolle bringen kann. Auch im Süden, an den Grenzen zu Jordanien und zum Irak, wo andere mit den USA verbündete Rebellenkräfte agieren, ist eine ähnliche Entwicklung zu beobachten.
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung hat Moskau unverzüglich eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats initiiert, um das jüngste Vorgehen in Syrien zu erörtern. Dabei werde der gesamte Komplex möglicher Maßnahmen erörtert, denn die USA handelten nicht nur „unfreundlich“ gegenüber Syrien und Rußland, sondern verstießen dabei auch gegen das Völkerrecht.
Ein pessimistisches Bild der Lage zeichnete die russische Zeitung „Nesawissimaja Gaseta“ am Donnerstag: „Das ist offenbar alles, womit der Kreml auf die praktischen frechen Handlungen der Amerikaner antworten kann. Washington ist sicherlich von seiner militärischen Überlegenheit überzeugt, und seine Luftschläge gegen die syrischen Regierungskräfte sehen wie eine Politik des Druckes auf Moskau aus. Auf Damaskus‘ Meinung nehmen die Amerikaner in diesem Streit überhaupt keine Rücksicht. Höchstwahrscheinlich werden sie auch weiterhin so agieren. Damit bestimmen die USA offenbar die Grenzen, in denen sie Moskau gestatten, die Situation in Syrien zu beeinflussen.“ (mü)