Hamburg. Sowohl in Syrien als auch im benachbarten Irak muß die Kopfaschneider-Miliz „Islamischer Staat“ (IS) herbe Rückschläge einstecken. In den von ihr beherrschten Gebieten übt sie allerdings nach wie vor ein Schreckensregiment aus, unter dem vor allem Andersgläubige und Frauen zu leiden haben. Darauf machte jetzt die 24jährige irakische Jesidin Nadia Murad in einem Interview mit „Spiegel Online“ aufmerksam. Sie warnte dort davor, den IS zu unterschätzen, und weist darauf hin, daß die Terrormiliz noch immer 3000 Frauen als Sex-Slavinnen gefangenhalte.
Auch verfüge der IS nach wie vor über moderne Waffen und Autos. Es sei daher wichtig, vor allem die Geldströme des IS zu kappen. Außerdem müßten die IS-Verbrecher vor den internationalen Gerichten angeklagt werden.
Seit September 2016 ist Nadia Murad UNO-Sonderbotschafterin und setzt sich für die Würde der Überlebenden des Menschenhandels ein.
Die Jesiden, die vom IS ebenfalls als Ungläubige verfolgt würden, hätten den Mut und die Hoffnung auf eine Rückkehr in ihre alte Heimat inzwischen verloren, so Murad. Wie die Christen seien sie aus ihren Dörfern im Nordirak geflohen, als diese 2014 vom IS überrannt wurden. Über 3000 Jesiden lebten allein in Lagern im Nordirak. Murad erinnerte daran, daß die Weltgemeinschaft immer wieder ersucht wurde, sichere Zonen zu schaffen. Die meisten Christen und Jesiden „glauben nicht mehr an den Frieden”. (mü)