London. Über den mutmaßlichen Selbstmordattentäter von Manchester, den 22jährigen Salman Abedi, werden immer mehr schwer erträgliche Details bekannt, die einmal mehr an der Arbeit der europäischen Sicherheitsbehörden zweifeln lassen. Abedi konnte noch wenige Tage vor seiner Bluttat praktisch unbehelligt kreuz und quer durch Europa reisen. Von Tripolis aus flog er über Prag und Düsseldorf nach Manchester, um sich dort, in seiner Geburtsstadt, in die Luft zu sprengen und dabei 22 meist junge Menschen mit in den Tod zu reißen.
Inzwischen wissen die Behörden, daß sowohl Abedis Vater als auch sein jüngerer Bruder Hachem von den Anschlagsplänen wußten. Der 20jährige Bruder gab an, er habe Salman noch vor dessen Reise nach Libyen in April in Manchester besucht und die Vorbereitungen für das Blutbad in der Manchester Arena mitbekommen. Hachem habe auch eingeräumt, zur Terrormiliz Islamischer Staat zu gehören.
Salman soll außerdem Kontakt zu dem weltweit gesuchten Al-Kaida-Anführer Abd al-Baset Azzouz gehabt haben. Azzouz gilt als ein sehr gefährlicher Terrorist, berüchtigter Bombenbauer und Sprengstoffexperte. Er stammt ebenfalls aus Manchester.
2015 durchlief Abedi offenbar eine paramilitärische Ausbildung in Syrien, bevor er über Frankfurt am Main wieder nach Großbritannien zurückkehrte. Das teilte Scotland Yard damals dem deutschen BKA mit.
Bei alledem schien Abedi in internationalen Fahndungssystemen mit seinem Namen nicht auf und war auch auf keiner Beobachtungsliste verzeichnet, auf der Reisebewegungen verdächtiger Islamisten erfaßt werden. Der britische Inlandsgeheimdienst MI5 führt um die 500 Ermittlungen gleichzeitig. Bis zu 3000 Personen sind für den Geheimdienst jederzeit von besonderem Interesse. Abedi gehörte in der Vergangenheit zu diesem Personenkreis, wurde aber zuletzt nicht mehr regelmäßig überprüft, verlautete aus Regierungskreisen.
Im übrigen warnten nicht nur Freunde des Manchester-Bombers die Polizei vor Salman, sondern angeblich auch seine eigene Mutter, die Nuklearwissenschaftlerin Samia Tabbal, und weitere Verwandte. Teile der Familie sollen ihn für „gefährlich” gehalten haben, und zwei Studienkollegen sollen schon vor fünf Jahren bei der für solche Fälle eingerichteten Anti-Terror-Hotline angerufen und mitgeteilt haben, daß Abedi „Selbstmordanschläge für okay” halte. Angesichts Tausender „Gefährder“, die sich inzwischen in Europa aufhalten, sind die Sicherheitsbehörden aber offenbar hoffnungslos überfordert. (mü)
War das Absicht? Jedesmal hinterlassen die Bomber ihre Ausweise! Es würde mich nicht wundern, wenn sie ihre Aktion vorher anmelden …