Peking. China hat in den letzten 37 Jahren eine beispiellose ökonomisch-technologische Erfolgsbilanz hingelegt und schickt sich zum Sprung an die Weltspitze an. Darauf hat der Präsident der Europäischen Handelskammer in Peking, Jörg Wuttke, im Deutschlandfunk hingewiesen.
Inzwischen liege der chinesische Anteil an der Weltwirtschaftsleistung bei 16 Prozent. Doch die Pekinger Führung sieht darin noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. In einem ersten Schritt solle der Anteil chinesischer Hersteller in zehn Schlüsselindustriesektoren deutlich steigen, erklärt Wuttke. Ob Informationstechnologie, Robotertechnik, Ausrüstung für die Raum- und Seefahrt und Elektromobilität: China dränge mit aller Macht an die Weltspitze.
Der Weg dorthin: China versucht Technologie hinzu zu kaufen, die das Reich der Mitte bislang noch nicht besitzt. Die Liste der Übernahmen oder versuchten Übernahmen wird immer länger. In ihrer jüngsten Studie warnt die Europäische Handelskammer in China, daß die chinesische Strategie langfristig für Europa bedrohlich werden könne.
China setzt dabei Geldmengen ein, die im Westen ungläubiges Staunen verursachen. „Wir haben ja über die letzten Jahre die Tendenz gesehen, daß China einen Deal gemacht hat: Marktzugang gegen Technologieabgabe”, sagt Wuttke. „Und das führte dann auch dazu, daß wir uns bei Solar- und Windenergie fast verabschiedet haben. Bei Zügen ist China ja auch schon sehr weit voran. China hat einfach einen riesengroßen Markt, aber gleichzeitig ist der Mechanismus immer so, daß am Ende des Tages deutsche oder europäische Firmen auf der Strecke bleiben. Und zwar nicht, weil sie nicht marktwirtschaftlich konkurrenzfähig wären, sondern weil sie de facto gegen das Subventionsmodell nicht ankommen können.”
So wird in China die Elektromobilität mit staatlichen Milliardenbeträgen gefördert. Den westlichen Autobauern, die das Rückgrat der deutschen Wirtschaft sind, droht ein böses Erwachen. Die chinesische Führung hat die Elektromobilität als Wachstumsmarkt erkannt. Bis 2025 sollen rund 80 Prozent der Elektroautos von heimischen Herstellern stammen.
Es gebe aber eklatante Schieflagen, kritisiert Handelskammerpräsident Wuttke, denn: „Wir haben immer noch diese Zugangsprobleme in den chinesischen Markt, und einige Marktsegmente sind total verschlossen für uns. Auf der anderen Seite sind chinesische Firmen völlig frei auf dem europäischen Markt und kaufen sich bei Firmen ein. Wir können hier nicht ein Buffet in Europa sein und gleichzeitig auf karger Hausmannskost in China.” Bislang hat die EU auf diese Herausforderung aber noch keine Antwort gefunden. (mü)