Peking. Ein bemerkenswertes diplomatisches Großereignis: am Sonntag beginnt in Peking der zweitägige Gipfel zur Neuen Seidenstraße. 28 Staats- und Regierungschefs und Vertreter aus insgesamt 110 Ländern werden dazu erwartet. Aus Deutschland nimmt Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries teil.
Die „Neue Seidenstraße“ gilt als ambitioniertestes außenpolitisches Projekt der chinesischen Regierung. Ausgerufen wurde es 2013 von Staatspräsident Xi Jinping. Der ehrgeizige Vorhaben soll die wirtschaftliche, aber auch politische Integration der eurasischen Landmasse vorantreiben – ein Vorhaben, das vor allem in Washington mit größtem Mißtrauen beobachtet wird.
An die neue Handelsroute, die Asien mit Europa und Afrika verbinden soll, sollen mehr als 60 Länder angeschlossen werden, die insgesamt knapp zwei Drittel der Weltbevölkerung stellen. Für die Realisierung hat die chinesische Regierung einen Fonds mit einem Volumen von 40 Milliarden US-Dollar bereitgestellt. Die Gesamtkosten lassen sich derzeit noch nicht exakt beziffern und werden von Beobachtern auf einen dreistelligen Milliardenbetrag geschätzt.
Die offiziell als „One Belt, One Road” (OBOR; „Ein Gürtel, eine Straße”) bezeichnete Initiative umfaßt zwei unterschiedliche Großprojekte. Auf dem Landweg soll der sogenannte Silk Road Economic Belt (SREB) China über Zentralasien und Rußland mit Westeuropa verbinden. Darüber hinaus soll die 21st-Century Maritime Silk Road den asiatisch-pazifischen Raum mit Afrika und Europa auf dem Seeweg verbinden.
Zur Verwirklichung der Neuen Seidenstraße sollen in den kommenden Jahren in großem Umfang neue Straßen und Eisenbahnstrecken, Flug- und Tiefseehäfen sowie Pipelines entstehen. China investiert zu diesem Zweck schon seit geraumer Zeit verstärkt in die europäische Infrastruktur. Prominente Projekte sind etwa die Übernahme des Hafens von Piräus und der geplante Bau der Eisenbahn zwischen Belgrad und Budapest. Auch die neuen Güterzugverbindungen von China bis zum großen europäischen Binnenhafen Duisburg, den Xi Jinping 2014 besichtigt hatte, sind Bestandteil des Projekts. (mü)