ZUERST!-Chefredakteur Manuel Ochsenreiter: Berlin regiert auch in der Syrienpolitik an deutschen Interessen vorbei

28. April 2017
ZUERST!-Chefredakteur Manuel Ochsenreiter: Berlin regiert auch in der Syrienpolitik an deutschen Interessen vorbei
International
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Foto: Symbolbild

Seit letzter Woche können Sie die Mai-Ausgabe des Deutschen Nachrichtenmagazins ZUERST! im Zeitschriftenhandel erwerben. Das Editorial von Chefredakteur Manuel Ochsenreiter beschäftigt sich diesmal mit der Lobpreisung des fragwürdigen Kurswechsels des US-Präsidenten Donald Trump in der Syrienpolitik durch die deutsche Bundesregierung.

Lesen Sie nun exklusiv den Kommentar aus der aktuellen Ausgabe von ZUERST!

US-Präsident Donald Trump hat Anfang April das US-Militär Syrien angreifen lassen. Die europä­ischen Regierungen – auch Angela Merkel – klat­schen Beifall. Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident François Hollande schreiben dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad die „alleinige Verantwortung“ für die Eskala­tion zu, der SPD-Politiker Sigmar Gabriel hält den US-Angriff für „nachvollziehbar“. Von der üblichen Trump-Kritik der vergangenen Monate keine Spur. Als hätte er sich mit seinen „Tomahawk“-Raketen auf Syrien in den Reigen des etablierten Westens reingebombt.

Man fragt sich, warum ausgerechnet europäische Politiker den offensichtlich neuen Kurs des US-Präsidenten so sehr beklatschen. Denn das Zünden einer neuen Eskalationsstufe auf dem syri­schen Kriegsschauplatz ist alles andere als im euro­päischen – und schon gar nicht im deutschen – In­teresse.

Oder mit anderen Worten: Mit nachtwandlerischer Sicherheit begrüßen die Bundesregierung und die Bundestagsopposition so gut wie jedes Er­eignis, das den deutschen Interessen massiv schadet.

Bereits im Frühjahr 2011 – im Jahr des sogenannten „Arabischen Frühlings“ – warnten Ex­perten davor, daß eine politische, finanzielle und militärische Unterstützung der sogenannten „Rebel­len“ in Syrien in einer Katastrophe für das Land en­den könnte, die das Startsignal für eine bislang nie dagewesene Fluchtwelle bedeuten könnte. Doch Berlin ließ sich von Fakten nicht beirren und hofierte islamistische „Vertreter der syrischen Opposition“ – mit anderen Worten: Terroristen – im Sommer 2012 sogar in Berlin. Drei Jahre später, im Sommer 2015, kam es zur ersten gigantischen Flüchtlingswel­le. Nachdem Bundeskanzlerin Angela Merkel quasi eine öffentliche Einladung ausgesprochen hatte, daß alle Syrer, die nach Deutschland kämen, bleiben könnten, multiplizierte sich der Strom. Afrikaner, Afghanen, Pakistaner – sie alle zieht es seitdem nach Deutschland. Doch der Korken platzte mit dem Krieg in Syrien, das sollte man nicht vergessen.

In Syrien selbst ist die Binnenfluchtbewegung ebenfalls völlig klar: Die Menschen flüchten aus Gebieten, die von den Terroristen kontrolliert werden, in regierungskontrollierte Regionen: Damaskus ist mit Binnenflüchtlingen voll, ebenfalls die syrische Mittelmeerküste. Offensichtlich herrschen die sogenannten „Rebellen“, die auch vom Westen unter­stützt werden, so brutal und unmenschlich, daß es die Menschen von dort wegzieht. Mit anderen Wor­ten: Die Zivilisten in Syrien flüchten nicht vor Assad und der syrischen Armee, sondern vor den islami­stischen Terrorbanden. Wer die Terroristen in Syri­en unterstützt, produziert Flüchtlinge.

Sollten die USA nun tatsächlich mit dem Ge­danken einer Militärintervention spielen, ist das Re­sultat von vornherein klar: Es wäre ein hochtechno­logisierter Krieg gegen die von der syrischen Regie­rung kontrollierten Gebiete. Nutznießer wären die Terrorbanden. Syrien würde zerschlagen werden, und die islamistischen Kriegsherren würden – ähn­lich wie in Libyen – über ihre Gebiete herrschen. Die logische Folge wäre eine weitere Massenaus­wanderung der Syrer – und in ihrem Sog kämen erneut viele andere Nationalitäten. Europa und vor allem Deutschland wären das Ziel. Am Ende würde ein solches Szenario sowohl den Nahen Osten als auch Europa unbewohnbar machen. Berlin scheint das nicht zu interessieren.

Manuel Ochsenreiter ist Chefredakteur des Deutschen Nachrichtenmagazins ZUERST!

7 Kommentare

  1. Bernd Sydow sagt:

    „Berlin regiert auch in der Syrienpolitik an deutschen Interessen vorbei“. Tja,wer hätte das gedacht! Aber im Ernst. Ich kann mich nicht erinnern, daß die Bundesregierung unter Kanzlerin Merkel auf den wesentlichen, für die Zukunft Deutschlands entscheidenden Politikfeldern jemals deutsche Interessen vertreten hat.

    Das sollte bei dieser Kanzlerin eigentlich auch nicht verwundern, für die die autochthonen Deutschen – also das deutsche Volk – lediglich „Menschen, die schon länger hier leben“ sind.

  2. Torsten Mentzinger sagt:

    Wahlen und Kundgebungen werden von den abgelösten (absoluten) Obrigkeiten missachtet. Wie in Brasilien bleibt auch den Deutschen nur noch der Generalstreik, um Volk, Frieden, Land und Würde vor den meineidigen Verbrechern im Amt zu retten.

  3. Fack sagt:

    Seit wann wird denn noch Politik in deutschem Interesse gemacht?

  4. heiner-philip sagt:

    Nun mal langsam mit den Gäulen!
    Das Strategie-Papier, das den Syrien-feldzug bestimmt ist immer noch der Perthes/Feltman- Plan.(Perthes Dir. des dtschen SWP in Berlin und Feltmann Polit-Kommissar nr 1 bie der UN) Der Plan besagt, dass Syrien gevierteilt werden soll. Als Ergebnis einer siegreichen Schlacht gegen Assad und gegen die Regierung. Seit 2012! Illegal. Ohne Mandat. Die einzigen, die ein Mandat haben sind Assad und die Russen. 2247 und 2254 ( ich denke). ( diese Mandate wurden vom Sicherheitsrat schnell erklärt, weil Russia der Uno ein kleines Erpressungspaket eröffnet hatte: den Perthes/Feltman-Plan en detail- unter der Massgabe das öffentlich und global zu vermarkten!
    So nun zur Vierteilung: oben die Kurden, rechts die USA (ÖL!), links ganz klein und winzig um die Hptstadt Syrien, unten Israel.

  5. Pösl, Harald sagt:

    Genau das ist der treffliche Hintergrund. Und genau das wird passieren, wenn die Bundestagswahlen im Sinne von „Mutti“ verläuft. Ich hoffe die Deutschen besinnen sich ihrer Kultur und ihrer Identität. Und ich hoffe, das die Opposition in der kommenden Regierung so stak ist und Rückgrat besitzt, das der Gestank der jetzigen Politik allen Deutschen bewußt wird.

  6. Dennis I. sagt:

    Ja sehr richtig. Gut in Zusammenhang gebracht und die wahrscheinlichsten Folgen gut vorstellbar vorausgezeichnet. Interessant ist auch die Tatsache, dass mit der Ukraine, dem Jemen und in Syrien die USA an allen Lieferwegen für Energie nach Europa Kriegsherde legen, die sie nach Belieben und Bedarf ausweiten können. Allein an Nordstream kommen Sie nicht ran. Es geradezu als wolle Russland -neben eigenen Interessen- auch Europa vom vollständigen Würgegriff der USA beschützen.

  7. Fackelträger sagt:

    Israel wird wahrscheinlich noch in gesteigertem Maß weiter Raketen nach Syrien hineinschießen! Dann wird sich Russland auf die Seite Syriens stellen; die USA werden dagegen – wen wohl – stützen?
    Und die Reffjudschiiies, die überrennen dann Deutschland.
    Zwei zu null für Tel Aviv.

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