Kiew. Zum 1. Januar 2016 trat das „Abkommen über die vertiefte und umfassende Freihandelszone“ zwischen der EU und der Ukraine in Kraft. Es sollte die ukrainische Wirtschaft beim Aufbau und vor allem bei der Umorientierung nach Westen unterstützen.
Doch ein gutes Jahr später stellt sich Ernüchterung ein. Die ehemalige Sowjetrepublik Ukraine verlor durch den Freihandel mit der EU stattliche 2,2 Mrd. Euro. Der Import aus der EU schoß in die Höhe, doch der Export aus der Ukraine in die EU erhöhte sich kaum.
Die EU-Statistikbehörde Eurostat steuert dazu Zahlen bei. Demnach stieg 2016 der EU-Export in die Ukraine um 17,6 % von 14 Mrd. Euro auf 16,5 Mrd. Euro, während der Export aus der Ukraine in die EU sich nur um 1,9 % erhöhte, also von 12,8 Mrd. auf 13 Mrd. Euro. Infolgedessen wuchs das ukrainische Handelsbilanzdefizit mit der EU von 1,2 Mrd. auf 3,43 Mrd. Euro.
Dies bestätigt kritische Stimmen, die von Anfang an davor gewarnt hatten, daß die ukrainische Wirtschaft überhaupt nicht bereit sei, mit westlichen Unternehmen zu konkurrieren. Nach Einschätzung von Experten werden Jahre vergehen, bis die ukrainischen Unternehmen, insbesondere die kleinen und die mittelständischen, in der Lage sein werden, sich nach Westen statt nach Rußland zu orientieren.
Dabei gibt es durchaus geglückte Gegenbeispiele: Moldawien schaffte es, sein Freihandelsabkommen mit der EU richtig zu nutzen, und konnte sein Defizit in den Handelsbeziehungen mit der EU um die Hälfte zu verringern. Davon kann die westgewendete Ukraine nur träumen. (mü)