Kein Komfort für Abschiebekandidaten: Zürich bringt „Flüchtlinge“ in Bunkern unter

22. Februar 2017
Kein Komfort für Abschiebekandidaten: Zürich bringt „Flüchtlinge“ in Bunkern unter
International
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Foto: Symbolbild

Zürich. Die Schweiz verschärft ein weiteres Mal die Gangart gegenüber Asylbewerbern. Im Kanton Zürich werden jetzt abgelehnte Asylbewerber in einem unterirdischen Zivilschutzbunker auf einem abgelegenen Waldstück untergebracht. Dort hausen derzeit – aufgeteilt auf vier Räume – rund 50 Migranten, umgeben von dicken Stahltüren und massiven Betonwänden.

Behörden und Politik wollen so erreichen, daß die „Flüchtlinge“ freiwillig die Schweiz wieder verlassen. Doch die meisten wollen trotz der widrigen Umstände bleiben. Eine Asylanwältin unterstreicht, daß viele der Abgelehnten in ihrer Heimat viel härtere Unbilden erlebt hätten und deshalb in den unterirdischen Notunterkünften bleiben wollten.

Nach Lage der Dinge müßten abgelehnte Asylbewerber auch in der Schweiz das Land eigentlich verlassen. Doch für eine Abschiebung fehlen den Behörden häufig die notwendigen Papiere der Betroffenen, wodurch sie vorrübergehend in der Schweiz bleiben dürfen. Da sie damit ein Anrecht auf Unterkunft, medizinische Versorgung und ein wenig Geld haben, richteten viele Kantone provisorische Notunterkünfte ein – wie in Zürich im unterirdischen Bunker.

Neben vier Schlafzimmern gibt es nur einen Aufenthaltsraum und eine Küche. Tageslicht und Handyempfang gibt es nicht. Die Betten sind in drei Ebenen übereinandergestapelt. Zweimal täglich müssen sich die Bewohner in der Unterkunft melden. Wer dies einmal versäumt, bekommt keine Nothilfe. Die Polizei kontrolliert die Unterkunft stichprobenartig, manchmal kommt es zu Verhaftungen von fremden „Flüchtlingen“ wegen illegalen Aufenthalts.

Anders als im Kanton Zürich wurden im Kanton Bern mittlerweile alle unterirdischen Notunterkünfte in Zivilschutzbunkern wieder geschlossen. Grund dafür sind die rückläufigen Zahlen von Asylsuchenden. Gut 27.000 Menschen hätten 2016 in der Schweiz Asyl beantragt, fast ein Drittel weniger als im Jahr davor, teilte das Staatssekretariat für Migration Ende Januar mit. Der Rückgang ist in erster Linie auf die Schließung der Balkanroute im März 2016 zurückzuführen. (mü)

Ein Kommentar

  1. Claus Ernst sagt:

    Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Wo kein Wille ist, gibt es nur wenige
    oder keine Rückführungen – siehe Deutschland.

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