Moskau/Kabul. Veränderungen im internationalen Mächtespiel machen Lösungen auch dort plötzlich plausibel, wo viele Jahre lang Stillstand herrschte. Jetzt ergreift Moskau auch im Afghanistan-Konflikt die Initiative und lädt zu einer internationalen Konferenz ein, die eine Friedenslösung für das von Krieg und Terror zerrüttete Land voranbringen soll. Dabei will der Kreml auch mit den Taliban und der neuen US-Regierung zusammenarbeiten.
Näheres teilte die russische Regierung nach einem Treffen zwischen Rußlands Außenminister Sergej Lawrow und seinem afghanischen Amtskollegen Salahuddin Rabbani mit. Beide Länder hätten einen engen Dialog zwischen den Spezialeinheiten vereinbart, um Terrorgruppen in Afghanistan zu identifizieren, sagte Lawrow. „Wir sind an Kooperationen im Sicherheits-, Zivil- und Wirtschaftsbereich interessiert.”
Schon Mitte Februar soll nun eine internationale Konferenz über die Zukunft Afghanistans geben, ließ Lawrow wissen. Rußland stehe dafür mit Vertretern aus Pakistan, China, dem Iran und Indien in Kontakt. „Wir erwarten, daß alle Partner durch Toplevel-Vertreter dabei sein werden, die meisten haben bereits zugesagt”, sagte Lawrow.
Auch die neue US-Regierung soll in die Bemühungen eingebunden werden. Lawrow erklärte, er sei überzeugt davon, daß Rußland und die USA „partnerschaftlich zusammenarbeiten” würden. Sobald die Arbeitsstrukturen in Washington, die für den Krieg gegen den Terror und Afghanistan zuständig sind, gefestigt seien, werde man die Kontakte intensivieren.
Rußland halte es außerdem für sinnvoll, die Taliban in die Gespräche miteinzubeziehen, sagte Lawrow. Die Gefahr sei groß, daß die Terrororganisation „Islamischer Staat” (IS) in Afghanistan mächtiger werden könnte. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 hatte die damalige US-Regierung Bush versucht, die Taliban-Herrschaft am Hindukusch militärisch zu beenden – ohne Erfolg. Seither wird das Land von einem militärischen Dauerkonflikt heimgesucht.
Nach aktuellen UN-Angaben sind in Afghanistan allein 2016 mehr als 11.400 Zivilisten getötet und verletzt worden – ein neuer Höchststand und gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg um drei Prozent. (mü)
Russland versteht mehr vom Orient als die USA. Deshalb war und ist Russland dort gut angesehen und für Verhandlungen und Wirtschaftsaustausch willkommen. Präsident Trump scheint einen Ansatz zu verfolgen, den man Nationalpazifismus nennen kann, also eine Konzentration auf glaubwürdige Abschreckung ohne aufdringliche Einmischung in fremde Angelegenheiten. Trumps einzige Ausnahme, das entschiedene Schützen des Staates Israel, bedarf bei Arabern, insbesondere den Nachfahren des alten Großreiches Persien, der Bitte um Verzeihung (u.a. wegen Mossadegh-Sturz 1953 durch CIA) und sorgfältigster Darlegung, wenn es aufgelaufene Feindschaften und aufgestaute Wut mildern soll. Das wird Russland übernehmen müssen. Es hat um 1979 bereits Afghanistan auf dessen Wunsch beigestanden, aber die USA haben den errungen Frieden damals und bis heute zerstört.