Noch ein Grenzzaun: Litauen will Königsberger Exklave einzäunen

18. Januar 2017
Noch ein Grenzzaun: Litauen will Königsberger Exklave einzäunen
National
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Foto: Symbolbild

Vilnius. In Europa entsteht demnächst ein weiterer Grenzzaun, diesmal im Baltikum. Dort möchte jetzt Litauen das nördliche Ostpreußen (Königsberger Gebiet/Kaliningrader Oblast) mit einem zwei Meter hohen Zaun einfassen. Der litauische Innenminister Eimutis Misiunas begründete die Maßnahme am Montag mit der Bekämpfung von Schmuggel und dem Ziel einer „Verstärkung der Außengrenze der Europäischen Union“. Mit dem Bau soll im Frühjahr begonnen werden, vor Jahresende soll der Grenzzaun fertig sein.

Die Einzäunung soll sich über eine Länge von rund 130 Kilometern erstrecken. Den Großteil der Kosten, rund 25 Millionen Euro, wird die EU übernehmen, Litauen ist mit 3,6 Millionen Euro dabei. Der Zaun werde „Panzer nicht aufhalten“, sagte Misiunas, er werde aber „so konstruiert sein, daß es schwierig wird, darüber zu klettern“.

Das Königsberger Gebiet, dessen deutsche Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg vertrieben wurde und das seit dem zum russischen Herrschaftsbereich gehört, grenzt im Norden und Osten an Litauen. Rußland nutzt die Hafenstadt für einen Marinestützpunkt, eine direkte Landverbindung zum übrigen russischen Territorium gibt es nicht. Seit kurzem und in Reaktion auf den amerikanischen Raketenabwehrschild hat Rußland moderne Raketenabwehrsysteme in diesem Gebiet stationiert. (mü/sp)

 

Bildquelle: Wikimedia/unbekannt – Meyers Reisebücher, „Ostseebäder“, Bibliographisches Institut, Leipzig 1910/gemeinfrei

10 Kommentare

  1. Bernd Sydow sagt:

    Sollten hier einige Leser daran Anstoß nehmen, daß ich mich für die Rückbenennung von Kaliningrad in Königsberg einsetze, so sollten sie zur Kenntnis nehmen, daß auch viele (nicht nur) junge Russen der Oblast Kaliningrad, insbesondere die Studenten der Kaliningrader Baltischen Föderalen Immanuel-Kant-Universität für eine Umbenennung in ‚Königsberg‘ plädieren. Nur ewiggestrige Betonköpfe – und natürlich Militär und Zivilbehörden – halten noch an ‚Kaliningrad‘, dem Erbe aus der Stalinzeit, fest.

  2. jack sagt:

    @ Benno Herbst
    Sie als Oberlehrer können sicher erklären, ob sich Litauen, eventuell auch Polen, im Besitz von Bodenschätzen befinden, wegen welcher sie sich von den Russen bedroht fühlen müssen.

    • Benno Herbst sagt:

      Ist dieser Wink zu den angeblichen Rohstoffen nicht ein wenig zu einseitig? Ich weiß zwar nicht, wie alt Sie sind, aber es war in den Jahren der Perestroika als auf einmal solche Rufe der Abspaltung der baltischen Sowjetrepubliken laut wurden. Das Eigenartige daran war, daß das ungefähr ein Jahr nach der Zulassung sogenannter NGOs aus dem Westen begann. Gorbatschow und Moskau hatten wohl damals andere Probleme zu lösen als sich über diese noch ziemlich wenigen aber sehr lauten Nationalisten aufzuregen. Dann kam in Estland die Singebewegung auf. Und so ging es weiter.
      Schauen Sie sich doch die heute führenden Leute in den Balten an. Wer von denen hat nicht einen längeren Aufenthalt in Westeuropa oder gar den USA hinter sich? Wer waren die „revolutionären“ Köpfe bei den bunten bzw. Blumenrevolutionen in der Ukraine, in Georgien, in Serbien?
      Und dann muß man fragen, wer hat den da Angst? Wie groß ist denn diese Angst und wer schürt sie? Gibt es denn Anlässe dafür, daß diese baltischen Republiken vor Rußland Angst haben müßten? Wenn jemand Angst hat, wirkliche Angst, dann reist er doch ganz bestimmt nicht in das Land der Angst verbreiter oder arbeitet gar dort. Es arbeiten aber Hunderttausende Balten in Rußland und ernähren so ihre Familien.
      Es sind diese vom Westen gekauften Eliten dieser Länder, die ihrer Bevölkerung diese Angst einreden.
      Ach so, an welche Bodenschätze hätten Sie denn gedacht? Solche, die durch Fracking gefördert werden können, aber US-amerikanische Firmen schon längst abgewinkt und sich wieder zurück gezogen haben? Außer Spesen – nichts gewesen?

  3. Benno Herbst sagt:

    Wer von den Damen und Herren der Zuerst-Redaktion ist denn im Sprachgebrauch der Adenauer – Ära stehen geblieben?
    Litauen ist ein „selbständiger“ Staat in der EU und dessen Hauptstadt heißt doch Vilnius. Und Kaliningrad ist einmal ein exterritoriales Gebiet der Russischen Föderation und dessen Gebietshauptstadt heißt auch Kaliningrad. Und das schon seit 1945. Ist doch gar nicht so schwer, oder? Oder haben Sie nur veraltete Kartenaus den Fünfzigern, wo auch noch Pommern und Schlesien als „unter polnischer Verwaltung“ bezeichnet wurde. So teuer kann doch ein neuer aktueller Atlas nicht sein.
    Dieser von Litauen angedachte Grenzzaum zum Kaliningrader Gebiet hatten die litauische Regierung sich eingebildet, daß sich die EU maßgeblich finanziell daran beteiligt. Aber Brüssel hat diesem Ansinnen eine Absage erteilt. Die Sicherung der EU – Außengrenze ist alleinige Verantwortung des jeweiligen Landes. Was soll nun dieser Zaun? Ein etwas höherer Gartenzaun aus Maschendraht? Hält das Wild auf, daß es nicht mehr wie gewohnt „schwarz“ über die Grüne Grenze wechseln kann. Selbst Schmuggler werden dadurch nicht aufgehalten. Vielleicht verirrte Pilzsammler?
    Es soll wohl ein politisches Zeichen der von der Nato verordneten Ängstlichkeit Litauens vor den Russen sein. In Wahrheit ist doch gar keine russische Bedrohung vorhanden. Oder gibt es dafür reale Anzeichen?

    • Fackelträger sagt:

      Da hat sich offenbar ein Kommentator aus der BRD-Systempresse hierher verirrt.

      Für die ZUERST-Redaktion besitzt Deutschland auch eine lange, ruhmreiche Geschichte. Nur hündische Leute leugnen die große, lange Geschichte Deutschlands bzw. wollen sie vergessen machen.

      Auch wenn kein vernünftiger Mensch militärisch nach einer noch so völkerrechtlich legitimen Grenzrevision streben wird: In KEINEM Volk der Welt vergisst man so einfach seine Geschichte und tut so, als wäre sie nie gewesen.

      Was ist schon die Geschichte seit 1945 gegen die vielen Jahrhunderte davor? Höchstens ein Augenzwinkern.
      Für Deutschland wird Königsberg immer Königsberg, die Stadt Immanuel Kants, sein; die Hauptstadt Ostpreußens. Vertreibung der rechtmäßig dort seit Jahrhunderten ansässigen Volksgruppe, die den Boden urbar gemacht, Städte und Dörfer aufgebaut usw. hat, darf niemals anerkannt werden, wenn man sich noch in den Spiegel schauen will.

      Das schließt aus reinen Vernunftgründen keineswegs freundschaftliche Beziehungen mit Russland aus. Aber ein Schuft, wer die lange Geschichte des eigenen Volkes vergessen machen will! Das wird auch ein jeder aufrechter Russe verstehen. Verräter am eigenen Volk schätzt man nirgends. Man benutzt sie höchstens, aber verachtet sie und misstraut ihnen.

  4. Bernd Sydow sagt:

    Jetzt fehlt nur noch der Schießbefehl a la DDR (in umgekehrter Weise) für die litauischen Grenztruppen, und wir haben wieder einen (Teil-)Eisernen Vorhang. Die Errichtung eines litauischen Grenzzaunes zum russischen Nord-Ostpreußen trägt Züge einer anti-russischen Hysterie. Und die Argumentation des litauischen Innenministers Misiunas ist an Lächerlichkeit kaum zu überbieten: Für (professionelle) Schmuggler dürfte es nicht allzu schwer sein, dann eben die grüne Grenze nach EU-Polen zu überschreiten und von dort nach EU-Litauen zu gelangen.

    Unter der Abriegelung der litauisch-Kaliningrader Grenze wird freilich nicht nur die russische Bevölkerung der Exklave Kaliningrad – seit dem Ende der Sowjetunion fordere ich die jeweilige Bundesregierung auf, sich dafür einzusetzen, daß Kaliningrad (Name ist Erbe der Stalinära) wieder zu Königsberg rückbenannt wird. Bisher vergebens – zu leiden haben, sondern auch die dortige deutsche Gemeinde, die seit etlichen Jahren schon „blüht, wächst und gedeiht“.

    Hatte man bis vor nicht allzu langer Zeit geglaubt, der Kalte Krieg sei endgültig überwunden, so scheint er durch die törichte Politik Obamas sowie die geistig-politische Beschränktheit der EU-Nomenklatura wieder Realität zu werden.

  5. Pozsony sagt:

    Für mich würde dieses Thema nach wie vor eher unter der Rubrik „national“ einzuordnen sein. 😉 Zumindest inhaltlich wird in diesem Artikel auch dieser Kontext hergestelt.

  6. Hans Meier sagt:

    Seltsam, die EU-Paten in Brüssel und Berlin, die am Milliarden schweren Schleusertum über das Mittelmeer beteiligt sind, tun nun so, als ob in der Ostsee, eine Gefahr mit Millionen Euro teuren Zäunen „abgewehrt“ werden müsse.
    Wer wird denn nun zum „Zaun-Millionär“ gemacht?

    Wenn aus Steuermitteln, politische Umverteilungen geschehen, dann stecken sich die „Polit-Profis“ doch mindestens die Hälfte, als Privat-Fürsorge ein.
    Fast immer, ohne es ihnen definitiv nachweisen zu können, über ihre Consulting-Beteiligungen, in Delaware, die sie für ihr anonymisiertes Brief-Kasten-Konto, sich dort eingefädelt haben.
    Schließlich wollen sie ja nach ihrer aktiven Karriere, ihren Luxus-Lebens-Standart weiter genießen.

  7. Rosa sagt:

    Liebe Zuerst-Redaktion,

    vielen Dank für Ihre Informationen zum historischen Ostdeutschland und den dortigen Entwicklungen. Bitte bedenken Sie, dass Vilnius der litauische Name der Stadt ist, Wilna hingegen der deutsche. Vielleicht lässt sich das noch korrigieren?!

    Vielen Dank!

    • sp sagt:

      Üblicherweise werden die Namen von Städten im In- und Ausland in der eigenen Landessprache geschrieben: zum Beispiel Prag statt Praha, Neapel statt Napoli oder Breslau statt Wroclaw. In der Tat ist Wilna der in Deutschland übliche Name für die Hauptstadt Litauens. Da es sich dabei jedoch um eine Adaption der polnischen Bezeichnung für die Stadt ins Deutsche handelt, benutzen wir hier ausnahmsweise die litauische Bezeichnung für die Stadt, um nicht polnischen Territorialforderungen auf litauisches Gebiet Vorschub zu leisten.

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