Paris. Diese Zahl fehlte noch zur Silvesterbilanz: in Frankreich gingen auch diesmal zum Jahreswechsel zahllose Autos in Flammen auf – alles in allem 650 Fahrzeuge, Autos ebenso wie Motorräder. Das teilte die französische Regierung am Montag mit. Innenminister Bruno Le Roux hält das gleichwohl für einen Erfolg und sagte, insgesamt sei die Neujahrsnacht „ohne größeren Zwischenfall verlaufen”.
Mit Blick auf den Terror, der in der Silvesternacht nicht zugeschlagen hat, ist Le Roux´ Feststellung richtig. Eine Erklärung dafür, wie es dennoch zu hunderten Brandstiftungen kommen konnte, obwohl im Rahmen des geltenden Ausnahmerechts in ganz Frankreich mehr als 100.000 Polizisten, Soldaten und Feuerwehrleute im Dienst waren, hat die Regierung gleichwohl nicht.
Beobachter stellen zudem fest, daß das „Banlieue-Ritual”, das irgendwann Ende des letzten Jahrhunderts in Straßburg aufkam, inzwischen längst auf weitere Regionen Frankreichs übergegriffen hat. Neben größeren Städten wie Paris und Marseille sind mittlerweile auch kleinere Orte betroffen. In Oyonnnax unweit von Genf wurde am Sonntag ein Feuerwehrmann mit Steinwürfen verletzt, als er einen Autobrand löschen wollte.
Trotz des geltenden Ausnahmezustands ist die Zahl der Brandstiftungen dieses Jahr weiter drastisch angestiegen. Im Vorjahr hatte die Zahl der angezündeten Autos bei 602 gelegen. Dabei rechnet die Zeitung „Le Monde“ vor, daß diese Statistik falsch ist. Weil das Feuer von angesteckten Fahrzeugen häufig auf benachbarte Autos übergreift, ist die effektive Schadenszahl noch viel höher. „Le Monde“ kommt auf rund 950 vernichtete Autos. Das Innenministerium gestand die Richtigkeit dieser Bilanz stillschweigend ein und gab in einer späteren Mitteilung ebenfalls die Zahl von 945 beschädigten Fahrzeugen bekannt – ein Plus von 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. (mü)