Abgemagerte Seemacht: Britische Navy hat zu wenig Schiffe

23. Dezember 2016
Abgemagerte Seemacht: Britische Navy hat zu wenig Schiffe
International
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Foto: Symbolbild

London. Die britische Marine mustert derzeit ihren letzten Flugzeugträger, die „HMS Illustrious“, aus. Von Portsmouth aus, dem Hauptstützpunkt der Royal Navy in Südengland, stach das 22.000 Tonnen schwere Schiff jetzt in Richtung Türkei in See.

Kritiker machen darauf aufmerksam, daß von der traditionsreichen britischen Flotte, die einst die Weltmeere beherrschte, heute nicht mehr viel übriggeblieben ist. Als die Navy 1982 die Falkland-Inseln von Argentinien zurückeroberte, umfaßte der britische Flottenverband rund 100 Schiffe, darunter zwei Flugzeugträger. Davon ist nicht mehr viel übrig. In den 1980er Jahren verfügte die Navy noch über 13 Zerstörer und 53 Fregatten, 20 Jahre später waren es nur noch elf Zerstörer und 21 Fregatten. 2016 sind davon nur noch sechs Zerstörer und 13 Fregatten übrig. Flugzeugträger hat die Royal Navy bis zur voraussichtlichen Indienststellung der „HMS Queen Elizabeth“ im Jahr 2020 gar keine mehr. Diese wären derzeit allerdings auch unnötig, denn die britische Marine hat keine eigenen Flugzeuge mehr, nachdem die „Sea Harrier“, die früher auch vom 200-Meter-Deck der „Illustrious“ starteten, 2010 ausgemustert wurden.

Großbritannien betrieb in den letzten Jahrzehnten eine regelrechte Kahlschlagpolitik unter seinen Seestreitkräften. Müßte die Royal Navy heute auslaufen, um die Falkland-Inseln zurückzuerobern, warnen Experten, würde vermutlich kein Schiff zurückbleiben können, um die Britischen Inseln selbst zu verteidigen.

Zwar werden neue Schiffe gebaut, unter anderem zwei Flugzeugträger der Queen-Elizabeth-Klasse, die größten Schiffe, die je für die Royal Navy gebaut wurden. Bis zu 40 Flugzeuge und Hubschrauber sollen von ihrem mehr als 280 Meter langen Flugdeck abheben können. Aber die Navy hat derzeit nicht genug Personal, um schon die bestehende Flotte zu bemannen. Hinzu kommt, daß jeder Flugzeugträger Begleitschiffe braucht, wesalb jeder Flugzeugträger im Einsatz zwangsläufig die restliche Flotte weiter reduziert.

Mit den vergleichsweise wenigen Schiffen, die es noch gibt, gibt es zudem Probleme. Die Zerstörer vom Typ 45, die modernsten Schiffe der Royal Navy, hätten zum Aushängeschild des Modernisierungsprogramms werden sollen. Aber die Kosten explodierten, weshalb die Anschaffungen gekürzt wurden, und am Ende kamen nur sechs Stück bei der britischen Marine an. Nach der Indienststellung kam zutage, daß das Schiff hohe Wassertemperaturen, wie sie zum Beispiel am Persischen Golf herrschen, nicht verträgt. Die Triebwerke des Zerstörers, der bereits ohne Probleme mehr als eine Milliarde Euro pro Stück kostete, müssen ausgetauscht werden.

Inzwischen rät auch der Verteidigungsausschuß des britischen Parlaments dringend zum Bau von mehr Schiffen, um für künftige Bedrohungsszenarien wieder besser gewappnet zu sein. (mü)

2 Kommentare

  1. Vafti sagt:

    Nun ist ja jede „militärische Vorplanung“ an sich eine lange Zeit dauernde Angelegenheit.
    Aber bei Marineeinheiten ist das „utopischer“ als z.B. im Heer oder in der Luftwaffe, obwohl dort
    ebenso langlebige Forschungsarbeiten laufende Verbesserungen bedürfen,je nachdem, wie
    weit die Technologieforschung ist und welche Aufgabe ein Militär hat.

    Je größer die Marinefahrzeuge werden,desto schwerer sind sie „im Fall eines Falles“ zu ersetzen.
    Außerdem kommt ja noch hinzu,dass Grossbritannien eine Militärdoktrin hat,die den Angriffskrieg
    beinhaltet (genauso wie Israel und den USA).

  2. S. Horst sagt:

    Das Vereinigte Königreich hat genug Kriegsverbrechen begangen. Wozu neue Waffen?

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