Berlin. Eine interessante Enthüllung: der Bundesnachrichtendienst (BND) will keine verschlüsselte Kommunikation sozialer Netzwerke akzeptieren und will sich die Entschlüsselung stattliche Summen kosten lassen. Das geht aus geheimen Unterlagen hervor, die das Portal „netzpolitik.org“ diese Woche veröffentlicht hat.
Demnach will der BND stattliche 150 Millionen Euro dafür ausgeben, um Messenger-Dienste mit Verschlüsselung zu knacken. Konkret geht es um Whatsapp, Telegram oder Threema. Das Budget von 150 Millionen Euro ist für mehrere Jahre gedacht, wobei es jährliche Aufstockungen geben soll. Den Rahmen für die Entschlüsselungs-Initiative des BND gibt das Projekt „Aniski“ ab – eine Abkürzung für „Aufklärung nichtstandardisierter Kommunikation im Internet“.
Laut „netzpolitik.org“ plant man beim BND, die Verschlüsselung der Apps nicht nur durch technische Mittel auszuhebeln. Auch menschliche Quellen sollen zum Einsatz kommen, die etwa Informationen über Verschlüsselungsmethoden liefern. Sogar Cyberangriffe auf Herstellerfirmen werden in Erwägung gezogen. Für diese Methode waren der britische GCHQ und die US-amerikanische NSA in den vergangenen Jahren massiv kritisiert worden.
Über das Projekt „Aniski“ hinaus gibt es noch das 300 Millionen Euro teure Projekt „Strategische Initiative Technik“. Polizei und Verfassungsschutz arbeiten im Rahmen der Initiative „Zitis“ ebenfalls an der Neutralisierung von Verschlüsselungsprogrammen.
NSA-Whistleblower Edward Snowden hat die Forschungsprojekte des BND, die sich gegen die Privatsphäre im Internet und die verschlüsselte Kommunikation richten, mit Nachdruck kritisiert. (mü)
Aus dem deutschen BND wird so langsam ein deutscher NSA. Mit Institutionen, die mit der Vorsilbe NS beginnen, haben wir allerdings so unsere Erfahrungen hierzulande.
Der BND geht auf den aus der Zeit vor 1945 stammenden Aufklärungsdienst namens Abteilung Fremde Heere Ost zurück, der mitsamt dessen Leiter Reinhard Gehlen nach 1945 vom CIA nahtlos sozusagen als Tochtergesellschaft mit der neuen Bezeichnung Organisation Gehlen übernommen wurde. Bald darauf erfolgte die Umfirmierung in BND.