Moskau. Eine pikante Herausforderung für die russische Rüstungspolitik: Die Türkei hat Interesse am hochmodernen russischen Luftabwehrsystem S-400 bekundet. Doch trotz der Wiederannäherung Rußlands und der Türkei wäre ein solches Rüstungsgeschäft problematisch.
Die russisch-türkische Regierungskommission für militärtechnische Zusammenarbeit wird bis Ende des Jahres über die Lieferung von S-400-Systemen an Ankara beraten, berichten jetzt russische Medien. Doch das Thema ist sensibel, sickert aus dem Verteidigungsministerium nahestehenden Kreisen durch. Der russische Generalstab und der Föderale Sicherheitsdienst (FSB) sprachen sich demnach nicht nur gegen eine Lieferung des hochwirksamen Flugabwehrsystems an die Türkei, sondern auch an das befreundete China aus. Die Militärs argumentieren, die russischen Streitkräfte müßten zunächst selbst über eine hinreichende Anzahl von S-400-Raketen verfügen, ehe an einen Export zu denken ist. In russischen Geheimdienstkreisen wird außerdem befürchtet, daß die Chinesen die russischen Raketen kopieren könnten. Ein Liefervertrag mit Peking wurde 2014 abgeschlossen.
Was Ankara angeht, so könnte der FSB gegen den Raketendeal sein, weil die Türkei immerhin NATO-Mitglied ist. Allerdings könnten auch die Mitglieder der Allianz, vor allem die USA, Einwände haben.
Das russisch-türkische Verhältnis ist trotz der Wiederannäherung der beiden Länder seit dem Juli-Putschversuch in der Türkei noch nicht wieder ganz problemlos. Im November 2015 hatte die Türkei ein russisches Kampfflugzeug abgeschossen – verständlich, daß russische Militärkreise einen möglichen Export der russischen S-400-Systems an Ankara als problematisch betrachten. (mü)
Bildquelle: Wikimedia/Vitaly V. Kuzmin/CC BY-SA 4.0
Kein Waffendeal mit Erdogan. Diesem Mann ist nicht zu trauen. Heute gibt er sich Putin gegenüber freundlich, morgen schiesst er wieder ein Flugzeug ab. Der ist zu jeder Kehrtwendung fähig-
… und übermorgen gibt er die gelieferten Raketen an die VSA weiter – dem ist in der Tat alles zuzutrauen