Fürstliche Übergangsgelder: Ex-EU-Kommissare kassieren sechsstellige Summen

8. November 2016
Fürstliche Übergangsgelder: Ex-EU-Kommissare kassieren sechsstellige Summen
International
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Foto: Symbolbild

Brüssel. Wer die EU für einen gigantischen Selbstbedienungsladen für Eurokraten hält, der kann sich jetzt durch eine Recherche der Wochenzeitung „Die Zeit“ bestätigt sehen. Das Blatt untersuchte die Einkommenssituation früherer EU-Kommissare und stellte fest, daß die Alt-Eurokraten allesamt satte Übergangsgelder kassieren, obwohl sie längst in der Privatwirtschaft arbeiten – dies auch, wenn sie nur wenige Monate im Amt waren.

Bei diesen Übergangsgeldern handelt es sich nicht um „peanuts“, sondern um Beträge in sechstelliger Höhe. So erhalten die 16 Alt-Kommissare aus der Barroso-Ära mindestens 99.996 Euro pro Jahr und Kopf.

Viele der Ex-Kommissare, so die „Zeit“, hätten aber bereits wieder üppig bezahlte Jobs bei Lobbyverbänden, Konzernen oder in der Politik – und kassieren damit doppelt.

Entlarvend: die EU-Kommission rückte das einschlägige Dokument laut Angaben der Wochenzeitung nur widerwillig heraus. Erst als die „Zeit“ damit drohte, den Fall vor den Europäischen Gerichtshof zu bringen, lenkte die Kommission ein.

Die geltende Richtlinie sieht vor, daß scheidende EU-Kommissare ein Übergangsgeld zwischen 40 und 65 Prozent ihres vormaligen Grundgehalts erhalten. Die Prozentsätze richten sich nach der Länge der jeweiligen Amtszeit. Mit den Übergangsprämien sollen Kommissare davon abgehalten werden, noch während ihrer Amtszeit ihre Fühler nach neuen Arbeitgebern auszustrecken und damit in Interessenkonflikte zu geraten.

Besonders lukrativ leben die Altkommissare Karel de Gucht und Connie Hedegaard. Der frühere Handelskommissar Karel de Gucht macht einen jährlichen Anspruch auf 124.000 Euro aus den Übergangstöpfen der EU geltend, obwohl er bereits bei drei Privatunternehmen angeheuert hat. Connie Hedegaard wiederum, ehemals EU-Kommissarin für Klimaschutz, steht inzwischen beim VW-Konzern unter Vertrag. Bereits im April stieg sie beim Ingenieurskonzern Danfoss ein und erhielt einen Aufsichtsratsposten.

Einen unguten Beigeschmack entfaltet auch der Fall des ehemaligen Industriekommissars Ferdinando Nelli Feroci. Dieser stand gerade einmal dreieinhalb Monate in den Diensten der EU-Kommission, kassiert aber schon seit 20 Monaten ein fürstliches Abschiedsgeschenk in Höhe von 99.996 Euro pro Jahr. (mü)

2 Kommentare

  1. Leierkastenmann sagt:

    Das sind Schweigegelder, die all denjenigen zugedacht sind, die alle Hände über die Lumpdereinen zu halten bereit sind. Der am meisten weiß, der erhält die höchste Zahlung. Aber nur solange er das Maul hält! Wehe, es dringt von den Mauscheleine in Brüssel oder in Straßburg etwas nach außen. Dann sind die Zahlungen ebenso schnell weg wie sie kamen.

  2. Oker sagt:

    Eigentlich müssten hier tausende 1-Euro-Geknechtete, Hartz 4-Bittsteller, Studenten, Witwen u.s.w. per Kommentar aufbegehren. Noch besser, nach
    Brüssel, Wien, Berlin fahren und dort Zeltstädte zum Dauerprotest
    errichten und belegen.

    Zumindest in Deutschland erleiden alle diesen Gruppen Kürzungen, sofern
    sie zusätzliche Einnahmen haben. Mir neu, auch Witwenrenten werden, sofern
    über einem kleinen Sockelbetrag liegend, gekürzt ! Ja geht´s noch.
    Da spart man jahrzehntelang auf eine schuldenfreie Rente-Wohnung, wird
    Witwer, und verliert Witwerrente – weil erarbeitete Mieteinnahmen aufgerechnet werden.

    Wenn schon aufgerechnet wird, dann bitte auch bei solchen impertinenten
    und schlichtweg schamlosen EU-Absahnern !!!

    Erstaunlich, dass die Lückenpresse den Dämmerschlaf beenden will, sofern es überhaupt erst gemeint ist. Wahrscheinlich geht es mehr darum, den Anschein einer Enthüllungspresse zu porträtieren.

    Viel lieber ist es denen doch über Putin, Orban (eigentlich der besten Kanditat für das endlich freiwerdende deutsche Präsidentenamt !!!), Trump (wir drücken die Daumen) zu geifern. Oder noch besser, über die bösen bösen Rechten.

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