München. Der Beginn des antikommunistischen Aufstandes in Ungarn, der 23. Oktober 1956, wurde dort nach der Wende 1989 zu einem Nationalfeiertag. Bei einem Festakt in München zum 60. Jahrestag des letztlich gescheiterten Volksaufstandes, ausgerichtet vom ungarischen Konsulat im bayerischen Landtag, hielt der ungarische Regierungschef Viktor Orbán die Festrede. Orbán verglich dabei das von seiner Regierung seit letztem Jahr praktizierte Schließen der ungarischen Grenze für „Flüchtlinge“ aus aller Welt mit dem Öffnen der Grenze für ausreisewillige DDR-Bürger im Jahr 1989, beides diene der Freiheit Europas.
„Die Grenzöffnung 1989 und der Grenzschutz heutzutage sind zwei Seiten einer Medaille. Heute schützen wir die Freiheit“, erklärte Orbán in München. Bei dieser Gelegenheit unterstrich er auch noch einmal das Bekenntnis zu Europa: „Ich darf Ihnen versichern, daß Ungarn auch in der Zukunft immer auf der Seite der europäischen Freiheit stehen wird.“
Ehrengast der Veranstaltung war auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer, der das Auftreten Orbáns gegen Kritik von links verteidigte. Markus Rinderspacher, SPD-Lantagsfraktionschef, bezeichnete Orbán beispielsweise als „ungarischen Autokraten“ und „Europazerstörer“ und schimpfte: „Der Aufenthalt von Viktor Orbán verletzt die Würde des bayerischen Landtags“. Die Verwaltung des Landesparlaments verwies darauf, daß das ungarische Generalkonsulat sich regulär für die Festveranstaltung in die Landtagsräumlichkeiten eingemietet habe.
„Es gibt für den Dialog keinen Ersatz“, war die Meinung Seehofers dazu, der bereits in der Vergangenheit für seine Beziehungen zum ungarischen Regierungschef kritisiert wurde. (tw)