Kiew. Beim Internationalen Wirtschaftsforum in Kiew, zu dem sich Politiker, Wirtschaftswissenschaftler und Geschäftsleute aus über zwanzig Staaten einfanden, versuchte der ukrainische Ministerpräsident Wolodymyr Hroisman gute Stimmung zu verbreiten. Er kündigte bei der Eröffnung des Forums an, daß sein Land von Krediten internationaler Organisationen unabhängiger werden wolle und auf Investitionen aus dem Ausland setze.
Allerdings beklagte der ukrainische Business-Ombudsman Algirdas Semeta, daß ausländische Investitionen in der Ukraine pro Kopf gerechnet fünfmal niedriger seien als in Polen und zehnmal niedriger als in Estland.
Der Hauptgrund dafür ist nicht nur der Militärkonflikt in der Ost-Ukraine. Korruption und mangelndes Vertrauen in das Rechtssystem der Ukraine sind die größten Hindernisse – zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Dragon Capital Investmentbank und der European Business Association. An der Studie nahmen rund hundert gegenwärtige und potentielle Investoren teil.
Die European Business Association, die Unternehmervereinigung der Ukraine, versucht, ausländische Investoren auch mit dem Argument billiger Arbeitskräfte zu locken. Krzysztof Siedlecki, Präsident der Vereinigung, wirbt: „Die Ukraine ist ein Land in Europa mit einem der größten Potenziale. Sie gehört zur Zeit zu den Ländern mit den billigsten Arbeitskräften der Welt. Die Löhne liegen noch bis zu 50 Prozent unter denen in China.“ Allerdings sprechen solche Zahlen nicht gerade für die Wachstumsperspektiven der Ukraine, die seit ihrer West-Wende 2014 die Segnungen der „westlichen Wertegemeinschaft“ mit voller Wucht zu spüren bekommt. (mü)