Putschfolgen: Türkische Medien nehmen die NATO-Geheimarmee „Gladio“ ins Visier

5. August 2016

Ankara. Im Nachgang zum gescheiterten Türkei-Putsch kommen jetzt brisante Einzelheiten an die Öffentlichkeit. In verschiedenen türkischen Medienberichten wird jetzt – worüber bundesdeutsche Qualitätsmedien mit keiner Silbe berichten – die offiziell gar nicht existierende NATO-Geheimarmee „Gladio“ für den Putschversuch verantwortlich gemacht. Die Erdogan-Regierung wiederum sei entschlossen, diese Parallelstruktur vollständig zu zerschlagen.

Die Gladio-Theorie vertraten in den letzten Tagen gleich mehrere türkische Journalisten und Medien, so etwa das Nachrichtenportal Habertürk, aber auch die regierungskritische investigative Webseite OdaTV. Letztere stuft den Putschversuch als Gladio-Werk ein und beschuldigt auch die oppositionelle Gülen-Bewegung, Bestandteil des geheimen NATO-Netzwerkes zu sein. Dieses sei verantwortlich für zahlreiche politische Morde, die in den vergangenen Jahrzehnten in der Türkei verübt wurden.

Das Nachrichtenportal Ajans Haber wiederum will wissen, daß Präsident Erdogan die Gladio-Bedrohung erkannt habe und die NATO-Parallelstruktur komplett zerschlagen wolle. Die regierungsnahe Zeitung „Milliye““ bringt „Gladio“ sogar ausdrücklich mit der Globalisierung in Zusammenhang. Das Gladio-Konzept und der Neoliberalismus gingen Hand in Hand und seien beide eine Gefahr für die Nationen.

Die „Gladio“-Geheimarmee wurde während der Kalten Krieges von den USA in Europa geschaffen. Sie sollte bei einer Invasion der Sowjets aktiv werden, um den Widerstand zu organisieren. In den Jahrzehnten seither soll „Gladio“ im Sinne einer „Strategie der Spannung“ zahlreiche Anschläge in Europa durchgeführt haben. (mü)

 

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