Herzliya/Tel Aviv. Bemerkenswertes Eingeständnis: Israel ist, anders als die meisten Mächte in der Region und weltweit, offenbar nicht an einer Vernichtung der Kopfabschneider-Miliz „Islamischer Staat“ (IS) interessiert. Das ließ der Chef des Israelischen Militärgeheimdienstes, Generalmajor Herzi Halevy, jetzt durchblicken.
Bei einem Vortrag im israelischen Herzliya sagte Halevy kürzlich: „Israel will die Situation in Syrien nicht mit einer Niederlage von ISIS beenden.“
Weiter erklärte der Geneal: „Ein Rückzug der Supermächte aus der Region und ein Israel, allein mit der Hisbollah und dem Iran, welche gute Fähigkeiten besitzen, würde Israel in eine äußerst schwierige Lage bringen.“ Um eine solche Konstellation zu verhindern, „werden wir alles tun, was wir können“, kündigte der Geheimdienstchef an.
In israelischen Führungskreisen ist die Auffassung offenbar weitverbreitet, daß die radikalen Islamisten einschließlich des IS für Israel weniger bedrohlich seien als eine stabile Regierung in Syrien. Auch Halevy bestätigte diese Position während der Konferenz in Herzliya: Israel würde die Anwesenheit der Terror-Miliz IS „in vielfacher Beziehung gegenüber der der syrischen Regierung bevorzugen“. (mü)
Eine fragwürdige Haltung. Ein stabiles Syrien ist für den Erhalt des alten Europas maßgeblich. Wenn Israel aber dagegen ist, und dafür sogar die Existenz des IS-Schlächterstaates akzeptieren würde, was sagt das über sie aus?
Falls die Bekämpfung des IS durch Rußland weiterhin erfolgreich ist, wird Israel ein Eingreifen ihres technisch hochentwickelten Militärs (inklusive mehrerer halb geschenkter deutscher U-Boote) erwägen, und zwar für den IS und gegen Syrien+Rußland?
Andererseits wendet sich Israel Rußland als Verbündeten zu, die ihrerseits seit längerem versuchen, Syrien zu stabilisieren… was wird hier eigentlich gespielt?