Danzig. Der frühere polnische Gewerkschaftsführer und spätere Präsident und Friedensnobelpreisträger Lech Walesa sieht sich offenbar zum Retter des polnischen Volkes berufen und plant sein politisches Comeback. Bei einem Treffen mit Vertretern des oppositionellen „Komitees für Verteidigung der Demokratie“ in Danzig legte Walesa die Karten auf den Tisch.
Der Fernsehsender TVN24 zitiert ihn mit den Worten: „Wenn ich jetzt sehe, wie unsere Errungenschaften vergeudet werden, wie Polen zerstört wird, komme ich allmählich zu dem Schluß, daß wir darüber reden müssen, was wir weiter zu tun haben.“ Und: „Offenbar muß ich auf meinen langfristigen Urlaub verzichten.“
Walesa, der zuletzt wegen des Verdachts der Spitzelei für den früheren kommunistischen Geheimdienst in die Schlagzeilen geraten war, sieht Polen offenbar durch die neue nationalkonservative Regierung auf Abwege geraten. „Einige neue Personen“, läßt er sich auf TVN24 aus, „schreiben eine neue Geschichte und stellen unseren Erfolg als eine Niederlage dar. So etwas können wir nicht dulden. Ich werde durch ganz Polen reisen und darüber sprechen.“
Dabei wolle er überparteilich bleiben und sich keiner bestimmten Bewegung anschließen. Vielmehr wolle er Gleichgesinnte um sich sammeln und einen Plan „zur Rückkehr der polnischen Demokratie auf den richtigen Weg“ vorlegen, denn: „Wenn ich sehe, wie unser Sieg vergeudet wird, muß ich handeln und versuchen, ihn zu retten.“ (mü)