Unerwartete Wende: Islamisches Großzentrum bleibt München erspart

29. Juni 2016
Unerwartete Wende: Islamisches Großzentrum bleibt München erspart
Kultur & Gesellschaft
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Foto: Symbolbild

München. Lange Gesichter bei den Moscheebaubefürwortern in der bayerischen Landeshauptstadt München: das seit Jahren von allen etablierten Parteien im Rathaus geförderte Projekt eines großdimensionierten Islamzentrums ist jetzt erst einmal vom Tisch. Um dem Initiator des Projekts, dem Penzberger Imam Binjamin Idriz, entgegenzukommen, hatte die Stadt die Frist für den Grundstücksverkauf eigens mehrmals verlängert, zuletzt bis zum 30. Juni. Doch jetzt zog der in Aussicht genommene Sponsor, ein saudischer Geschäftsmann, seine Finanzierungszusage in einem Brief an den Imam zurück und machte politische Schwierigkeiten in Saudi-Arabien für seinen Schritt verantwortlich.

Bei den Münchner Islam-Lobbyisten einschließlich der Rathausparteien, der Kirchen, Medien und der Israelitischen Kultusgemeinde ist jetzt die Ernüchterung über die unerwartete Wendung groß. Denn seit Jahren hatte in- und außerhalb des Münchner Rathauses ein breites Pro-Moschee-Bündnis für das Projekt des Penzberger Imams getrommelt. 2010 hatte der Münchner Stadtrat unter dem damaligen SPD-OB Christian Ude seine Sympathie für die Errichtung einer Großmoschee bekundet, „in der ein Islam im Sinne des Grundgesetzes gelebt werden“ solle.

Das jetzt gescheiterte Islam-Zentrum sollte auf 6.000 Quadratmetern eine Moschee, eine Akademie, eine Bibliothek, ein Museum, Wohnungen und Läden umfassen. Der Bau wurde auf 30-40 Millionen Euro veranschlagt. Im künftigen Moscheezentrum sollten zudem Imame ausgebildet werden.

Gegen das Islamzentrum hatten sich in der Öffentlichkeit vor allem der Islamkritiker Michael Stürzenberger und im Rathaus – als einzige politische Kraft – die Bürgerinitiative Ausländerstopp (BIA) des Stadtrats Karl Richter eingesetzt. Ein von Stürzenberger auf den Weg gebrachtes Volksbegehren mit mehr als 60.000 Unterschriften hatte die Stadt 2014 unter dem fadenscheinigen Hinweis auf Formfehler gestoppt. (mü)

 

Bildquelle: Flickr/Metropolico.org/CC-BY-SA-2.0

2 Kommentare

  1. Denker sagt:

    Das liest sich fast so, als ob die Finanzierung zurückgezogen wurde, weil Saudi Arabien keine Lust hat, einen grundgesetzkonformen Islam zu fördern.

    Nun wird sich die Frage stellen, ob vielleicht der bayrische Staat das Projekt in abgespeckter Form finanzieren sollte. Denn es ist besser, einen einigermaßen kontrollierten Islam zu haben als einen unter fremdem Einfluss.
    Es müsste dann aber für die Islam-Gläubigen genauso eine Kirchensteuer geben wie für die Gläubigen der christlichen Kirche.

  2. K Wohl sagt:

    Ein Islam in Sinne des Grundgesetzes wäre eine komplett neue Religion.Das klingt nicht sehr realistisch.

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