Damaskus. Während die Kopfabschneider-Miliz „Islamischer Staat“ (IS) in Syrien und Irak auf dem Rückzug ist, bereiten sich andere Terrororganisationen darauf vor, im umkämpften Teil Syriens Fuß zu fassen. Wie der Terrorexperte Charles Lister jetzt den „Spiegel“ wissen ließ, soll eine ganze Gruppe altgedienter Al-Qaida-Top-Terroristen in den letzten Monaten nach Syrien „umgezogen“ sein.
Wörtlich behauptet Lister: „Al-Qaida hat vor kurzem damit begonnen, einige hoch einflußreiche Dschihadisten aus seiner Zentralführung nach Syrien zu schicken.“ Mittlerweile sollen sich mehrere Dutzend hochrangige Al-Qaida-Veteranen in Nordsyrien aufhalten, darunter auch Alt-Aktivisten, die an den ersten großen Al-Qaida-Anschlägen 1998 auf zwei US-Botschaften in Afrika beteiligt gewesen sein sollen.
Bislang stehen einander Al-Qaida und der „Islamische Staat“ (IS) in Syrien als Konkurrenten gegenüber. Der Terrorexperte Lister hält es für plausibel, daß Al-Qaida im Nordwesten Syriens bald einen eigenen Staat ausrufen könnte, während der IS noch längst nicht besiegt ist.
Als Ausdruck ihrer wachsenden Ambitionden hat die syrische Al-Qaida zuletzt sogar eigene Institutionen ausgerufen, die sie „Verwaltung der befreiten Gebiete“ nennt. Seitdem müssen Syrer in den Städten Idlib oder Dschisr al-Schughur ihren Strom und Wasser von der syrischen Al-Qaida kaufen und Steuern an die Terroristen bezahlen – nicht anders als bis vor kurzem in den vom IS kontrollierten Gebieten. (mü)