Zum Jahrestag des Odessa-Massakers: Ukraine übt massive Zensur

2. Mai 2016
Zum Jahrestag des Odessa-Massakers: Ukraine übt massive Zensur
International
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Foto: Symbolbild

Kiew/Odessa. Zwei Jahre danach ist der ukrainischen Regierung das Massaker von Odessa offenbar immer noch peinlich. Dabei wurden am 4. Mai 2014 von Anhängern des „Rechten Sektors“ und Fußballfans über hundert Menschen im örtlichen Gewerkschaftshaus ermordet. Die Ermittlungen über Täter und Hintergrund werden bis heute immer wieder behindert.

Jetzt wollte der Journalist und Publizist Saadi Isakow zur Gedenkfeier nach Odessa reisen, kam aber nicht weit. Am Flughafen wurde ihm von den ukrainischen Behörden ohne Angabe von Gründen die Einreise verweigert. Später wurde ihm ein Dokument ausgehändigt, in dem als Grund für das Einreiseverbot ein entsprechender Beschluß des ukrainischen Sicherheitsdienstes genannt wurde.

Saadi hatte sich in einem Text unter dem Titel „Das verbrannte Gewissen“ über die Tragödie von Odessa geäußert und nimmt selbst an, daß dies der Grund für sein Einreiseverbot sei, wie er auf seinem Facebook-Account schreibt.

Saadi ist nicht das einzige Opfer ukrainischer Willkürmaßnahmen. Ebenfalls im Zusammenhang mit dem Massaker von Odessa versuchte die ukrainische Botschaft in Frankreich erst vor wenigen Wochen, den Sender „Canal+“ dazu zu bewegen, eine Dokumentation über den Maidan-Putsch 2014 und seine Folgen nicht auszustrahlen. Der Film „Masken der Revolution“ des französischen Regisseurs Paul Moreira sei eine „Täuschung“, warnte die Botschaft. In der Ankündigung des Senders heißt es, es gehe in dem Film unter anderen um die rechtsradikalen, von den USA unterstützten Gruppierungen in der Ukraine sowie um das Massaker in Odessa, das von Tätern aus diesen Kreisen begangen wurde.

Dem polnischen Journalisten Tomasz Maciejczuk wiederum wurde ganz aktuell die Einreise verboten, nachdem er im Februar in Amsterdam dem ukrainischen Außenminister Pawel Klimkin eine Frage zu den Neonazi-Gruppierungen im Land gestellt hatte. Daraufhin habe man ihm „russische Propaganda“ vorgeworfen und ihm mit einem Einreiseverbot gedroht, berichtet der Journalist auf Facebook über den Vorfall. Jetzt habe man ihm an der Grenze eröffnet, daß er in den nächsten fünf Jahren nicht mehr in die Ukraine einreisen dürfe. „So ist sie, die neue, europäische Ukraine“, kommentiert Maciejczuk. (mü)

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