Wien. Auch im benachbarten Österreich gelingt die „Integration“ von Zuwanderern angesichts der explodierenden Zahlen immer seltener. Vor allem an den Schulen zeichnen sich schon jetzt künftige Konfliktlinien in der Gesellschaft ab. Doch Warnrufe vonseiten des betroffenen Lehrpersonals werden vom Wiener Bildungsministerium häufig mit Maulkörben quittiert.
Paul Kimberger, Chef der österreichischen Lehrergewerkschaft, ärgert sich mit Blick auf einen aktuellen Fall aus Wien: „Das passiert immer wieder. Es ist nicht erwünscht, die Wahrheit zu sagen, wenn jemand die heile Welt am Minoritenplatz [Standort des Bildungsministeriums] durcheinanderbringt.”
Auch der Wiener Vizebürgermeister Johann Gudenus (FPÖ) bezeichnete den jüngsten Maulkorberlaß des von Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) geführten Bildungs- und Frauenministeriums als „Skandal, der mich an die dunkelsten Zeiten des tiefsten Real-Sozialismus erinnert.” Einer besorgten Wiener Direktorin, um die es im konkreten Fall ging, nach 40 Jahren im schulischen Bereich Ahnungslosigkeit vorzuwerfen, empfinde er als „erbärmlich”. Statt sich in Einsicht zu üben, würden betroffene zum Schweigen gebracht.
Letzte Woche hatte der „Kurier“ über einen Brief der Schuldirektorin Andrea Walach und die Antwort aus dem Wiener Bildungsministerium berichtet. Dort wiegelt man allerdings ab. „Maulkorb-Erlässe” würden grundsätzlich nicht erteilt, hieß es aus dem Büro der Ministerin.
Auslöser für den Wirbel war eine Reportage des „Kurier“ über die von Andrea Walach geleitete Neue Mittelschule (NMS) im Wiener Stadtbezirk Margareten. Dort ist der Ausländeranteil besonders hoch. Direktorin Walach macht kein Hehl daraus, daß die Probleme groß seien. Die Defizite einiger Schüler seien so groß, daß sie auch nach dem Ende der Schulpflicht Deutsch nur in Satzfragmenten sprechen und kaum Lesen, Schreiben und Rechnen könnten. Ein Drittel der Schüler sei „leider nicht vermittelbar”, was ihren weiteren Lebensweg vorzeichnet: Ende der Schulpflicht, vergebliche Suche nach einem Lehrplatz, AMS-Kurse [Arbeitsmarktservice], Sozialhilfe. Die Schuldirektorin spricht von „einer verlorenen Generation”.
An ihrer Schule im Stadtteil Margareten ist der Anteil nichtdeutscher Muttersprachler mit 98 Prozent besonders hoch. Im Wiener Schnitt liegt der Migrantenanteil an Schulen inzwischen bei rund 74 Prozent. (mü)
An ihren Taten sollt Ihr sie erkennen!