Kiew/Ankara. Eher kein Zufall: die Türkei und die Ukraine wollen ihre Beziehungen auf ein neues Niveau bringen. Konkret ist sogar die Rede von einer „strategischen Partnerschaft“ zwischen beiden Ländern. Zu diesem Zweck hält sich der ukrainische Präsident Poroschenko derzeit in der Türkei auf.
Im einzelnen soll es um die Zusammenarbeit im militärtechnischen Bereich und um eine Vertiefung der wirtschaftlichen Kooperation durch mehr Freihandel gehen.
Im Rahmen des türkisch-ukrainischen Gipfeltreffens findet auch eine Sitzung des bilateralen Strategischen Rates statt. „Wir wollen innerhalb von zwei Jahren den Handelsumsatz mit der Türkei auf zehn Milliarden US-Dollar pro Jahr erhöhen. Wir nehmen die Verhandlungen über den Freihandelsraum mit der Türkei auf – dieses Thema wird eines der vorrangigsten bei dem Gipfel sein“, verlautete aus Kiewer Regierungskreisen. Nach türkischen Angaben lag der Handelsumsatz beider Länder im vergangenen Jahr bei 4,3 Milliarden US-Dollar.
Erst Mitte Februar war der türkische Premier Davutoglu in Kiew zu Besuch. Dabei wurde unter anderem eine Intensivierung der militärtechnischen Beziehungen sowie das Projekt einer Freihandelszone besprochen. Es wurde vereinbart, die Verhandlungen im März fortzusetzen.
Beobachter gehen davon aus, daß eine Triebfeder für die intensivierten Beziehungen zwischen Ankara und Kiew die gemeinsame Gegnerschaft zu Rußland ist. Allerdings halten Experten die Aussichten für eine weitere Allianz in Eurasien für eher gering. So urteilt der russische Politikwissenschaftler Wladimir Sotnikow: „Diese Annäherung sieht wie ein Freundespakt gegen Rußland aus, der die Seiten zur Annäherung bewegt. Doch das kann kaum eine feste Grundlage für handelswirtschaftliche Verbindungen sein. In dieser Etappe handelt es sich anscheinend um ein Image-Projekt, bei dem es vor allem um politische PR bei den diplomatischen und Informationskriegen der beiden Seiten geht.“
Poroschenko trifft sich während seines zweitägigen Besuches mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, Premier Ahmet Davutolglu, dem Parlamentsvorsitzenden Ismail Kahraman und mit Wirtschaftsbossen. (mü)