Ankara. Die Türkei könnte sich bald nicht nur wegen ihrer Beteiligung am illegalen Ölhandel der Terrormiliz „Islamischer Staat“ und ihrer Verstrickung in den afghanischen Heroin-Export im Visier der internationalen Kritik sehen. Jetzt gibt es offenbar handfeste Beweise, daß die Türkei den IS nicht nur logistisch und finanziell unterstützt, sondern auch Kämpfer der islamistischen Kopfabschneider-Miliz ausbildet.
Die Türkei-Redaktion des russischen Nachrichtenportals „Sputnik News“ präsentierte jetzt einen von kurdischen Soldaten gefangengenommenen IS-Kämpfer, der im Interview freimütig darüber berichtet, wo und wie er zusammen mit anderen Neulingen in der Türkei ausgebildet wurde.
Der 20jährige wurde im Dezember in Syrien von kurdischen Kämpfern gefangengenommen und wird seither zusammen mit anderen IS-Aktivisten in einem Gefängnis der sogenannten kurdischen YPG festgehalten. Er hatte sich nach eigenen Angaben im Jahr 2013 dem IS angeschlossen und gegen syrische Regierungstruppen gekämpft. Im August 2014 sei er in Adana in der Türkei ausgebildet worden. „Die Ausbildung erfolgte in der Türkei, weil das IS-Kommando dachte, daß es hier sicherer als in Syrien ist. Eine Ausbildung in Syrien war wegen der Luftangriffe unmöglich“, zitiert „Sputnik News“ den Gewährsmann. Seine Hauptaufgabe habe darin bestanden, in der Türkei eintreffende Syrer zu empfangen. Er hatte per Internet Kontakte mit Syrern aufgenommen und ihnen geholfen, in die Türkei zu reisen und ausgebildet zu werden.
Aber nicht nur der IS, sondern auch die vom Westen unterstützte und als „gemäßigt“ dargestellte Oppositionsgruppe „Freie Syrische Armee“ verfügt in der Türkei über Büros und Trainingscamps. Inzwischen gilt es als offenes Geheimnis, daß sich die Hochburg der „Freien Syrischen Armee“ in der Provinz Hatay an der türkisch-syrischen Grenze befindet. (mü)