Ex-US-Geheimdienstchef: „Ohne Irak-Einmarsch gäbe es den IS nicht“

26. Dezember 2015
Ex-US-Geheimdienstchef: „Ohne Irak-Einmarsch gäbe es den IS nicht“
International
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Foto: Symbolbild

Washington. Danach ist man immer schlauer. Das gilt auch für den heute 56jährigen Mike Flynn, der zuletzt Chef des amerikanischen Militärgeheimdienstes DIA und vorher stellvertretender Geheimdienstkoordinator der US-Regierung war. Von 2004 bis 2007 war er als Kommandeur der US-Spezialkräfte in Afghanistan und im Irak stationiert. Jüngst vertraute Flynn dem „Spiegel“ ernüchternde Einsichten über die amerikanische Nahost-Politik an: wenn die USA nicht in den Irak einmarschiert wären, würde es die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) nicht geben, meint Flynn heute.

Wörtlich sagt der frühere Geheimdienstmann: „Das war ein riesiger Fehler. So brutal Saddam Hussein war – ihn nur zu eliminieren, war falsch. Das Gleiche gilt für Gaddafi und Libyen, das heute ein failed state ist. Die große historische Lektion lautet, daß es eine strategisch unglaublich schlechte Entscheidung war, in den Irak einzumarschieren. Die Geschichte sollte und wird über diese Entscheidung kein mildes Urteil fällen.“

Brisante Informationen hat Flynn auch für die Europäer – seiner Kenntnis nach gibt es mittlerweile „in jedem Land eine eigene Führungsstruktur“ des IS. Und: „Schon Osama Bin Laden redete von Diversifizierung, von einer breiten Aufteilung. Operiere in kleineren, dezentralen Einheiten, mit denen es leichter ist, zu agieren, die aber schwerer aufzuspüren sind. In Paris waren es acht Leute, in Mali zehn. Nächstes Mal reichen vielleicht ein oder zwei.“

Flynn bestätigt im übrigen auch die russische Strategie im Kampf gegen den IS, während er reine Luftoperationen – wie von der Koalition unter Führung der USA seit August 2014 praktiziert – nicht für zielführend hält: „Wir werden den Feind nicht aus der Luft besiegen. Zuerst gilt es, dem IS sein Territorium wegzunehmen, dann für Sicherheit und Stabilität zu sorgen, die Flüchtlinge müssen ja in ihre Heimat zurückkehren. Natürlich wird das nicht schnell gehen, wir müssen die gesamte Führung des IS finden und ausschalten, ihr Netzwerk zerstören und ihre Finanzflüsse stoppen – und dort auch bleiben, bis Normalität eingekehrt ist.“

Man werde deshalb mit Moskau zusammenarbeiten müssen – schon, weil die Russen mittlerweile ein Faktor im Syrien-Konflikt seien. Flynn: „Rußland hat sich entschieden, in Syrien militärisch zu handeln, und das hat die Lage dramatisch verändert. Wir können nicht mehr sagen, daß Rußland böse ist und sich zurückziehen soll. Das wird nicht passieren, seien wir realistisch.“ (mü)

Ein Kommentar

  1. vratko sagt:

    Na so was aber auch, noch im Krieg Irak gegen Iran war der Saddam Hussein für die VSA ein nützlicher Agitator gewesen, ebendort nahm der IS seinen Anfang. Aber das ist nun mal VSA-Aussenpolitik: verschiedene Länder werden in Unruhen und auch gegeneinander in Kriegen aufgehetzt, die Bevölkerungen und die Infrastrukturen verheizt und zerstört. Dann werden Marionetten installiert, die dann die Anwesenheit von VSA-Truppen und deren Geräte befürworten.
    Vietnam ist das einzige Land, in dem diese VS-Politik völlig fehlgeschlagen hat. Ein rückständiges Land hat eine Hochmoderne Supermacht besiegt!!!

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