Ankara/Bagdad. Der ebenso überraschende wie völkerrechtswidrige Einmarsch der Türkei im Nordirak sorgt nach wie vor für Schlagzeilen. Die Regierung in Bagdad beharrt auf ihrer Forderung nach einem sofortigen Abzug der türkischen Truppen von irakischem Territorium.
Der russische Orientalist und Nahost-Experte Stanislaw Iwanow sieht als Motiv für den türkischen Einmarsch vor allem den Versuch Ankaras, Mißerfolge der türkischen Politik Syrien zu kompensieren. Der Experte nennt auch weitere vermutliche Motive – unter anderem Öl und den Kampf gegen einen wachsenden Einfluß des Iran.
In einem Gastbeitrag für die russische Tageszeitung „Nesawissimaja Gaseta“ schreibt Iwanow, der am Orientalistik-Instituts der Russischen Akademie der Wissenschaften tätig ist: „Die Erfolge der russischen Luftwaffe im Kampf gegen den ‚Islamischen Staat‘ und gegen die al-Nusra-Front haben die Pläne der türkischen Führung in Sachen Syrien gestört. Es mißlang der ‚Blitzkrieg‘ zwecks Sturzes der legitimen Regierung von Baschar Assad durch die Freie Syrische Armee und weitere islamistische Gruppen, die mit Hilfe der USA, der Türkei, Saudi-Arabiens, Katars und Jordaniens aufgestellt worden waren. Die Versuche der Türkei, wenigstens in den Norden Syriens einzudringen, dort eine Pufferzone zu schaffen und die syrischen Kurden zu isolieren, scheiterten ebenfalls. Dieses Projekt wurde nicht einmal von den USA und von der EU unterstützt.“
Inzwischen zeichne sich vielmehr eine Zusammenarbeit zwischen der russischen und der westlichen Koalition gegen den IS ab, wofür etwa die koordinierten Aktivitäten russischer und französischer Kriegsschiffe im Mittelmeer sprächen. Die syrischen Kurden hätten zudem militärische Unterstützung sowohl von den USA als auch von Rußland erhalten.
Es gehe aber auch ums Öl und um die Kontrolle über die irakischen Ölvorkommen. Ankara und vor allem der große transatlantische Verbündete USA sehen sich im Zuge des erfolgreichen syrisch-russischen Vorgehens gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ der Gefahr gegenüber, daß das irakische Öl der westlichen Kontrolle entgleitet. Iwanow: „In und um Mossul gibt es reiche Öl- und Gasvorkommen. Dort verläuft auch eine der wichtigsten Öl-Transportrouten in die Türkei.“ Deshalb strebe die Türkei danach, die Provinz Ninawa nach deren Befreiung von IS-Kämpfern unter eigene Kontrolle zu stellen – zumindest indirekt.
Inzwischen hat Ankara eine 48-Stunden-Frist des irakischen Ministerpräsidenten weitgehend ignoriert, wonach die Türkei das Territorium des Iraks zu verlassen habe. Schiitische Milizen kündigten daraufhin an, die türkischen Besatzer gewaltsam aus dem Landesteil zu werfen. (mü)
Dem Irak wünsche ich Glück und Erfolg in seinem Kampf gegen die türkische Invasion.
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Türkei raus aus der NATO, oder Deutschland raus aus der NATO!