Peking. Schon seit geraumer Zeit hat das Pentagon die chinesischen Streitkräfte und insbesondere die chinesische Marine als potentielle Konkurrenz auf dem Radar. Auch Fachleute attestieren den Chinesen rasche Fortschritte und prognostizieren, daß Peking schon in absehbarer Zeit in der Lage sein werde, den USA im Pazifik Paroli zu bieten.
Die kanadische Onlinezeitung „Kanwa Defense Review“ wartete kürzlich unter Berufung auf Satellitenbilder mit der Prognose auf, der erste chinesische Flugzeugträger werde voraussichtlich 2016 vom Stapel laufen. Außerdem bereite sich China darauf vor, selbstständig bereits einen zweiten Flugzeugträger zu bauen. Der Bau könnte ebenfalls 2016 beginnen.
China verfügt bislang nicht über Flugzeugträger aus eigener Produktion. Der einzige chinesische Flugzeugträger „Liaoning“ war einst in der Sowjetunion gebaut worden. China erwarb ihn von der postsowjetischen Ukraine, rüstete ihn um und stellte ihn 2012 in Dienst.
Der russische Marineexperte Michail Nenaschew sieht die chinesischen Seestreitkräfte ebenfalls im rasanten Aufbau begriffen. Nenaschew erklärte kürzlich in der Onlinezeitung „vz.ru2: „Derzeit ist China den USA als Seemacht zweifelsohne unterlegen, doch es ist nur eine Frage der Zeit: In Bezug auf die Marinepräsenz in seiner Region, nahe seinen Hoheitsgewässern, wird sich China in etwa fünf Jahren bereits mit den USA messen können.“
Die US-Marine hat derzeit zehn Flugzeugträger in Betrieb. In anderen Schiffsklassen sind die Chinesen ebenfalls noch klar unterlegen. So verfügen die USA über 84, die Chinesen über 24 Zerstörer, die USA über 71, die Chinesen über 12 Atom-U-Boote. Aber die Chinesen holen rasch auf. Und sie zögern nicht, ihre Position den USA gegenüber im eigenen marinen Vorfeld auch klar zu verteidigen.
Im Oktober hatte sich ein US-Zerstörer den von China beanspruchten Spratly-Inseln im Südchinesischen Meer genähert. Der chinesische Marinechef Wu Shengli bezeichnete dieses Vorgehen der USA als provokativ, weil ein „kleiner Zwischenfall einen Krieg in der Region provozieren“ könne. Der russische Marineexperte Nenaschew kommentiert die Entwicklung mit den Worten: „China gibt den USA klar zu verstehen: Ihr habt hier nichts zu suchen, wir werden selbstständig eine gemeinsame Sprache mit unseren Nachbarn finden.“ Amerika werde allerdings kaum zurückrudern, denn der einstige Hegemon stehe mittlerweile als „gekränkter Teilnehmer am geopolitischen Wettkampf“ da. Das Rennen ist offen. (mü)
So verändert sich die Welt.
Wenn China die letzten Lücken im Maschinenbau und der Digitaltechnik geschlossen hat, und mit dem Westen gleich gezogen hat, hat es zusätzlich den Vorteil einer viel größeren Bevölkerungs-Ressource, die hartes Arbeiten gewöhnt ist.