Bagdad. Nachdem Rußland mit seiner Militärintervention in Syrien die strategische Initiative an sich gezogen hat, sind die USA verzweifelt bemüht, ihr Gesicht zu wahren und nicht komplett aus der Krisenregion hinausgedrängt zu werden. Zumindest aus dem Irak, der nach der Entmachtung Saddam Husseins jahrelang faktisch unter amerikanischer Besatzung stand, kommt dafür allerdings keine Unterstützung.
„Wir brauchen keine ausländischen Kampftruppen auf irakischem Boden“, entgegnete jetzt der irakische Ministerpräsident Haider al-Abadi auf die Ankündigung aus Washington, die USA würden weitere Spezialeinheiten zum Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) in den Irak schicken. US-Verteidigungsminister Ashton Carter hatte am Dienstagabend vor dem Kongreß verkündet, daß „Special Forces“ vor allem das irakische Militär und die kurdischen Milizen unterstützen sollten und auf „Einladung Bagdads“ im Irak stationiert würden.
Nachdem sich Washington in der Vergangenheit stets geweigert hatte, Bodentruppen zur Bekämpfung des IS in den Irak zu schicken, hatte das Pentagon – unter dem Eindruck der russischen Erfolge – vor wenigen Wochen 50 Mann Spezialkräfte entsandt. Inzwischen sind wieder 3.500 amerikanische Armeeangehörige zwischen Euphrat und Tigris stationiert. Aber in Bagdad sieht man das nicht gerne und pocht auf die Wahrung der irakischen Souveränität. Jeder Militäreinsatz und jede Stationierung ausländischer Truppen im Irak – „ob Spezialkräfte oder sonstige“ – benötigten die Zustimmung der irakischen Regierung und müßten mit ihr abgesprochen werden, betont Premier al-Abadi.
Als der letzte US-Soldat Ende Dezember 2011 symbolisch den Irak verließ, hinterließ Washington ein Chaos, das in der gegenwärtigen Misere des Irak fortwirkt. Demgegenüber wurde in jüngster Zeit in Bagdad wiederholt laut darüber nachgedacht, zur Bekämpfung des IS ebenfalls Rußland „einzuladen“ – seither ist Washington alarmiert und setzt alles daran, wieder einen Fuß in die irakische Tür zu bekommen. (mü)