München. Daß Politik und Verwaltung den Überblick über Ausmaß und Zusammensetzung des ungebrochenen Asyl-Ansturms nach Deutschland längst verloren haben, pfeifen die Spatzen von den Dächern. Nur hin und wieder gibt es detailliertere Erkenntnisse, aus naheliegenden Gründen häufig aus Polizeikreisen.
Der bayerische Landesvorsitzende des Bundes der Kriminalbeamten (BDK), Johann Wengenmeir, macht jetzt auf die Rolle der georgischen Mafia aufmerksam, die sich die offenen Grenzen zunutze macht und ihre Mitglieder verstärkt auf Diebestour in Deutschland ausschickt. Wörtlich erklärte Wengemeir: „Es gibt derzeit viele georgische Staatsbürger, die sich als Flüchtlinge tarnen und unter dem Vorwand, Asyl zu suchen, nach Deutschland schmuggeln, obwohl sie keines wollen. Nach ein paar Monaten sind die meisten samt ihrer Beute wieder weg.“ Noch vor zwei Jahren spielten georgische Kriminelle keine große Rolle in der Statistik. Im Kielwasser des Asyl-Ansturms hat sich das geändert.
Asyl beantragten die Georgier allerdings nicht, denn in diesem Fall müßten sie ihren Fingerabdruck abgeben. „Ich glaube, die meisten haben sich irgendwie an der Registrierung vorbeigeschmuggelt“, mutmaßt der bayerische BDK-Chef. „Das Kontrollniveau ist wegen des großen Ansturms ja sehr niedrig.“
Das machen sich nicht nur georgische Mafiosi, sondern auch islamistische Terroristen zunutze. Aucn Andy Neumann, Vorsitzender des BDK im Bundeskrminalamt, sieht die Risiken: „In so großen, ethnisch geprägten kriminellen Strukturen ziehen die Schlüsselfiguren die Fäden meist aus dem Ausland. Mafiöse Strukturen sind in Deutschland noch immer weitgehend ein blinder Fleck und schwer unter Kontrolle zu bekommen. Oft fehlt es auch an Mitteln, Kompetenzen und der Bündelung von Ressourcen, um organisierter Kriminalität im großen Stil auf die Spur zu kommen.“ Die georgisch-russische Mafia schleuse zum einen selbst Leute als Flüchtlinge ein, zum anderen rekrutiert sie auch vor Ort in Deutschland. (mü)