TV-Panne oder Drohung: Fernsehen informiert über russischen Super-Torpedo

13. November 2015
TV-Panne oder Drohung: Fernsehen informiert über russischen Super-Torpedo
International
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Foto: Symbolbild

Moskau. In Rußland sorgt derzeit eine möglicherweise lancierte Medien-Indiskretion für Schlagzeilen. Am Montag strahlten mehrere russische Sender eine Reportage aus, in der im Zusammenhang mit einer Beratung mit Kremlchef Putin ein Dokument mit technischen Einzelheiten über ein geheimes russisches Waffenprojekt zu sehen war. Die technischen Spezifikationen waren gut erkennbar.

Konkret ist die Rede von einem ultraschnellen Unterwasser-Torpedo unter der Code-Bezeichnung „Status-6“, der bislang noch als Geheimprojekt firmiert, aber bereits ab 2020 an die Marine ausgeliefert werden soll. Offiziell wird der neue Torpedo als „selbstfahrender Untersee-Apparat“ bezeichnet. Die russische Wochenzeitung „Argumenty i Fakty“ schreibt dazu in ihrer Onlineausgabe: „Status-6 ist ein seegestütztes Mehrzweck-Waffensystem, das vom Konstruktionsbüro Rubin entwickelt wird. Dieses ist für U-Boote aller Klassen zuständig. Ausgehend von jenen Videos, die von Journalisten aufgezeichnet wurden, bildet ein mit einem Atomreaktor ausgestatteter Torpedo den Kern des Waffensystems.“

Wie aus dem in der Fernseh-Reportage gezeigten Dokument hervorgeht, trägt der Torpedo einen 100 Megatonnen-Atom-Gefechtskopf und soll in der in der Lage sein, 10.000 Kilometer in bis zu 1.000 Meter Meerestiefe zurückzulegen. Seine Geschwindigkeit beträgt 185 km/h. „Argumenty i Fakty“ kommentiert: „Laut Militärexperten ermöglichen diese Parameter, die U-Boot-Abwehr der USA zu durchbrechen.“

Wörtlich macht das im Film sicht- und lesbare Dokument dazu die Angabe, das Waffensystem sei geeignet, „wichtige gegnerische Wirtschaftsanlagen an der Küste zu zerstören und dem Territorium des jeweiligen Landes einen garantierten unannehmbaren Schaden zuzufügen“. Dies lasse sich durch eine „breite radioaktive Verseuchung“ erzielen, die die betroffenen Gebiete „für militärische, wirtschaftliche und weitere Aktivitäten innerhalb eines langen Zeitraums“ untauglich mache.

„Argumenty i Fakty“ hebt weiter hervor, daß Militärexperten das „Status-6-Projekt“ als Entwicklungs-Nachlaß von Akademiemitglied Andrej Sacharow betrachten. Dessen einstiges Projekt T-15 (seinerzeit als „Sacharow-Torpedo“ bekannt) beinhaltete ebenfalls einen „selbstfahrenden Untersee-Apparat“, der einen Fusions-Sprengsatz an die gegnerische Küste transportieren sollte. Sacharow soll seinerzeit als Folge der Explosion einen gigantischen Tsunami erwartet haben, der alles an der Küste zerstört, und schlug vor, die in den 1950er Jahren entwickelten Atom-U-Boote der Klasse 627 als Trägersysteme für solche Torpedos einzusetzen. Das Projekt blieb damals in der Schublade liegen. Als geplante Trägersysteme des jetzt entwickelten Supertorpedos gelten die modifizierten Atom-U-Boote „Belgorod“ und „Chabarowsk“.

Experten wie der Militärfachmann Viktor Murachowski zweifeln im übrigen daran, daß die Bilder des neuen Torpedos dieser Tage zufällig ins Fernsehen gerieten. Murachowski mutmaßte im Radiosender BFM vielmehr: „Ich denke, das war natürlich kein Zufall. (…) Das ist eine Andeutung, adressiert an eine gewisse Seite. Wer baut in Europa Raketenabwehrsysteme? Nun bekommen sie eine Andeutung, daß die Sache nicht unbedingt durch Raketen entschieden werden kann.“ (mü)

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